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Gefängnis für FlüchtlingsretterDie 44 aus den Wellen

Zwei tunesische Schiffskapitäne sollen in Italien ins Gefängnis, weil sie im Meer 44 afrikanische Boat People retteten. Der Vorwurf: Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Die Wellen wurden den Kapitänen zum Verhängnis. Bild: Lanpernas DospuntotzeroCC-BY

Ein Gericht in Agrigent hat am Dienstag zwei tunesische Kapitäne zu je zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihr Verbrechen: Sie hatten auf ihren Kuttern 44 schiffbrüchige Bootsflüchtlinge nach Lampedusa gebracht.

Der Vorfall hatte sich am 8. August 2007 zugetragen. Damals waren die beiden tunesischen Schiffe "Morthada" und "Mohamed El Hedi" in der Straße von Sizilien unterwegs, als sie ein havariertes Boot mit Flüchtlingen aus Sudan, Eritrea, Äthiopien, Marokko kreuzten, etwa 40 Seemeilen vor Lampedusa.

Die Fischer setzten einen Notruf ab und nahmen die Schiffbrüchigen an Bord – erhielten aber von den italienischen Behörden umgehend das Verbot, einen italienischen Hafen anzulaufen.

Dennoch steuerten die beiden Schiffe Lampedusa als den nächstgelegenen Hafen an. Mehrfach versuchten Boote der italienischen Marine, sie mit Manövern am Anlaufen des Hafens zu hindern.

Und kaum waren die Fischkutter in Lampedusa, wurden alle sieben Besatzungsmitglieder verhaftet und kamen erst nach mehreren Wochen wieder auf freien Fuß. Der Vorwurf, der ihnen dann auch im Prozess gemacht wurde, lautete auf Schleuserei sowie auf Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Doch in der Verhandlung ließ sich auch das Gericht überzeugen, dass da keine gewerbsmäßigen Schlepper vor ihm saßen, sondern Fischer, die - wie vom internationalen Seerecht vorgeschrieben – Menschen aus Seenot gerettet hatten.

Fünf Besatzungsmitglieder wurden deshalb freigesprochen. Den beiden Kapitänen aber wurde zum Verhängnis, dass sie gegen die Anweisungen der Behörden den Hafen Lampedusa angelaufen hatten.

Deshalb gab es diesmal ein anderes Ende als noch im Prozess um die deutsche "Cap Anamur", in dem es vor gut einem Monat ebenfalls in Agrigent einen glatten Freispruch für Elias Bierdel und Stefan Schmidt gegeben hatte. Die "Cap Anamur" hatte im Sommer 2004 unter ganz ähnlichen Umständen 37 Afrikaner aus Seenot gerettet und gegen den Willen Italiens in den sizilianischen Hafen Porto Empedocle gebracht.

Vor dem Hintergrund des "Cap Anamur"-Urteils hatte deshalb diesmal bei den Verteidigern vorsichtiger Optimismus geherrscht. Doch das Gericht legte die riskanten Manöver der italienischen Marine, deren Schiffe bei hohem Wellengang immer wieder die Kutter zu behindern suchten, nun als Widerstandshandlung der tunesischen Kapitäne aus.

Die argumentierten, dass sie die geschwächten Flüchtlinge so schnell wie möglich an Land bringen wollten. Unmittelbar nach der Ankunft im Hafen wurden denn auch zwei schwangere Frauen und ein Kind sofort mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Palermo ausgeflogen.

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9 Kommentare

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  • MD
    maria daubenbuechel

    wer zwingt uns in italien urlaub zu machen?müssen wir italienische waren kaufen?ich glaube die situation wird sich ändern,wenn die urlauber und käufer sich abwenden.

    also,wir können auch anders,ab jetzt sollen die italiener unter sich, ihren eigenen kram essen,bis sie merken,daß ihnen das schlecht bekommt.ich jedenfalls werde das durchhalten.

  • U
    Unzeit-gemäß

    >Wo bleibt hier der Aufschrei der Ngo's<

     

    Ich glaube, die gibt´s in Italien einfach nicht mehr. Genauso wie es nach dem Pogrom von Neapel (Mai '08) auch keine Lichterketten o. ä. gegeben hat.

  • JB
    jonny b good

    Schande auf die Häupter dieser uniformierten italienischer Verbrecher. Italien schafft immer neue negative Maßstäbe, aber die anderen Dummen werden folgen...

  • I
    Ichsagnur

    Friedenstruppen nach Italien!

  • F
    Frank

    unglaublich, wie die italienische Justiz hier gegen Internationales Seerecht entschscheidet. Hoffentlich gibt es für den Fall sowas wie Berufung.

     

    2,5 Jahre Haft für eine Rettung aus Seenot - was sind das für Menschen?

     

    Wo bleibt hier der Aufschrei der Ngo's, der Kirchen, etc...

  • P
    pet

    fischer sind halt keine besitzer von cap anamour und bekannt, sondern sollen wohl schön klein bleiben und sich raushalten. da kann mensch ja froh sein das wenigstens die matrosen freigesprochen wurden!

  • J
    johannes

    Eckelhaft - können die Richter noch gut schlafen?

  • V
    vic

    Berlusconi ist einer von vielen, die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Den Haag angeklagt werden müssen.

    Wir feiern in der BRD den Mauerfall?

    In Wahrheit haben wir die Mauern nur verschoben.

  • JE
    Jens Engel

    Da sieht man doch mal wieder wo die richtigen Verbrecher sitzen. Es kann doch nicht sein, dass einfache Fischer ihrer Hilfeleistungspflicht nachkommen, und dann massivst von der italienischen Marine dabei behindert werden. Obwohl das Anlaufen des nächsten Hafens anscheinend medizinisch indiziert war. Denkt man diesen Gedanken weiter, kommt man kommt man zur Frage, was wäre wenn auch andere Staaten das Einlaufen verbieten würden ...

     

    Berücksichtigt werden muss ebenfalls, dass die Italienische Marine gegen internationales Seeverkehrsrecht durch gefährliche Manöver verstoßen hat. Die Straftat 'Widerstand gegen die Staatsgewalt' ist also bedingt durch einen vorangegangene Gesetzesverstoß.

     

    Schöner Rechtsstaat Italien ...