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Gedanken nach dem Tod Robert EnkesDie Diktatur des Glücks

In unserer Leistungsgesellschaft wartet es angeblich auf jeden Menschen, der sich redlich bemüht: das Glück. Denn wer nicht glücklich ist, ist selbst schuld. Oder?

Gedenken an Robert Enke: trauernde Fans in Hannover. Bild: dpa

Der überraschende Tod des Nationaltorwarts Robert Enke versammelte in der Nacht auf den 11. November 35.000 Menschen in Hannover, die ihm die letzte Ehre erweisen wollten. Auf der Pressekonferenz erzählt seine Frau von der Entscheidung, seine Krankheit nicht öffentlich zu machen aus Angst, den Sport, das Privatleben zu verlieren, was natürlich Wahnsinn ist. Teresa Enke wählt das einzig richtige Wort: "Wahnsinn". Ein Wahnsinn, der Einzug gehalten hat in unserer Gesellschaft und längst zur Normalität erklärt wird. Die Spaßgesellschaft zeigt ihr gar nicht so spaßiges Gesicht dort, wo Menschen nicht lachen wollen, aber sollen. Wo sie sich nicht unterhalten lassen wollen, doch müssen. Wo sie Haltung bewahren sollen, wie es so heißt.

Bezeichnenderweise ist der Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Harald Schmidt. Die Menschen müssen natürlich mit Späßen an dieses Thema herangeführt werden, schließlich ist es ein ernstes. Die Stiftung spricht von vier Millionen Depressiven. Doch nicht um Zahlen soll es gehen, um Statistiken, die diese oder jene Depressionen erfassen, belegen oder widerlegen. Das Einzige, was wir alle mit Gewissheit kennen, ist das Credo, mit dem wir leben: Wer nicht glücklich ist, ist selbst schuld. Doch was versteht diese Gesellschaft unter Glück? Die Angebote unserer angeblich pluralistischen Gesellschaft sind nicht zahlreich. Die immer gleichen Mantren trägt diese Gesellschaft an uns heran: Beruflicher Erfolg muss Glück bedeuten. Wahre Liebe muss Glück bedeuten. Kinder müssen Glück bedeuten. Wenn dies alles sich einstellt, dann kann und darf ein Mensch nicht unglücklich sein, weil er die Werte, die wir für unsere Pfeiler halten, infrage stellt. Wenn er trotz allem nicht glücklich ist, muss es sich um einen schwachen Menschen handeln.

Robert Enke war Spitzensportler. Somit verbittet sich dieser Rückschluss. Niemand sollte ihn nun zum Märtyrer machen für jene, die stillschweigend und ohne öffentliches Mitgefühl durch seelische Krankheiten gehen, denn jeder Mensch sollte für sich stehen. Es ist vielmehr seine hinterbliebene Frau, deren mutiger Schritt, sich sofort einer Pressekonferenz zu stellen, unserer Gesellschaft den Spiegel vorhält.

Einen Spiegel, in dem wir uns gut betrachten sollten: Wie kann es sein, dass wir trotz aller Aufklärung in einer Atmosphäre leben, in der Menschen mehr Angst haben vor dem Urteil ihrer Mitmenschen als dem eigenen Tod? Wahnsinn, wie Teresa Enke sagt. Unsere Diktatur des Glücks ist grenzenlos bis in Bereiche hinein, in denen sie nichts verloren hat. Der Raum, in dem diese Gesellschaft Leid gestattet, darf nicht ins Privateste abgeschoben werden. Während sich in den Medien eine Entblößungskultur breitmacht, die weniger mit Leid als mit Selbstinszenierung zu tun hat, verschwindet aus unserem öffentlichen Raum der Ausdruck von authentischem Leid. Leid will nichts und will nichts werden. Leid möchte, wie alles andere, das uns Menschen innewohnt, einfach angenommen werden. Das heißt nicht, dass man sich nicht professionelle Hilfe suchen soll, im Gegenteil, doch man sollte eine Praxis nicht mit dem Traum vom Verschwinden des Leids betreten. So wie man nicht mit dem Traum vom Verschwinden des Leids in die Liebe treten sollte. Denn Liebe kann heilen, muss aber nicht. Auch Erfolg muss nicht glücklich machen, Kinder oder Geld nicht. All das sagt nichts darüber aus, wie glücklich oder tieftraurig ein Mensch ist. Dabei sollte man Unglück nicht mit Jammern verwechseln. Bezeichnenderweise jammern die Leidenden am wenigsten. Leid lässt vor allem verstummen. Unsere Zeit hat psychologische Praxen geschaffen, in denen das Schweigen gebrochen werden kann, doch diese Praxen dürfen nur ein Anfang sein, professionelle Unterstützung, medizinische Hilfe. Meist mutiert selbst dieser kleine, geschützte Raum zur nächsten Erfolgsstory: Wie gut ist dein Psychologe? Wie schnell schlägt die Methode an, die Tabletten? Ist dein Leid verwertbar? Die meisten erwarten, dass Menschen nach Therapien bereichert, tiefer und stärker als zuvor dastehen.

Nicht einmal in diesen wenigen Quadratmetern herrscht das Recht auf die Reaktion, die Menschen tatsächlich überkommt, auf ihr tatsächliches Gefühl. Auch hier muss alles Erleben mit positiver Entwicklung einhergehen. Doch nicht alles ist verwertbar. Nicht alles ist umwandelbar in Glück.

Wir müssen lernen, den Aufstieg und die nie enden wollende Aneinanderreihung von Glück zu verweigern. Ohne dem Unglück zu verfallen.

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40 Kommentare

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  • RL
    Roland Lukner

    Dieser Beitrag setzt dem Rätselraten, der Ratlosigkeit über die Depression ein Ende, indem er deren Keim benennt: einer bestimmten Ausprägung von Glücksstreben. Glücklich ist, wer Erfolg im Beruf, in der Therapie, in der Ehe, Kinder und reichlich Geld hat. Es ist dies der Wahn, aus dem die Depression aufgeht.

    Hiob dagegen hat sein Leid trotz allem angenommen, wurde nicht depressiv, sondern von seinen Leiden geheilt; auch alle seine Verluste wurden ihm wiederhergestellt.

  • F
    freuleins

    Hallo N.

     

    selbstredend, nicht jede Gegebenheit unserer Gesellschaft ist kritiklos hinzunehmen, oder gar rechtens, was noch einmal etwas anderes ist (selbst was rechtens ist, kann trotzdem nicht in Ordnung und kritikwürdig sein). Je mehr ich aber über den Fall Enke erfahre (z.B. jetzt aus dem Spiegel), desto weniger kann ich in diesem Fall veränderbare, gesellschaftliche Verhältnisse als Ursachen akzeptieren. Objektiv günstigste Bedingungen hülfen ja wenig bei einer Krankheit, die den Kranken dazu zwingt, subjektiv alles ungünstig, desaströs und niederschmetternd zu erleben.

     

    Außerordentlich krankheitsfördernde Lebensumstände muß es dabei doch gar nicht geben, daß es zu einem solchen schweren Grad der Krankheit kommt; die ganz normalen, einfach nicht abschaffbaren Adversitäten im Leben reichen aus, im Zusammenwirken mit bestimmten genetischen Dispositionen.

     

    Und weil es diese hinreichenden Bedingungen gibt, ist es für mich immer so merkwürdig zu sehen, wer dann alles in solchen Einzelfällen die Schuld in die Schuhe geschoben bekommt, aus der Hüfte heraus, sozusagen.

  • N
    N.

    @Freuleins:

     

    Niemand bestreitet, dass eine Depression eine biochemische Grundlage haben könnte. Aber irgendetwas muss das Gleichgewicht der Hormone gestört haben. Das kommt nicht "einfach so". Wären psychische Erkrankungen so einfach, könnte man prophylaktisch wöchentlich den Pegel an bestimmten Botenstoffen bei jedem Menschen messen und nötigenfalls korrigierend darauf einwirken. (Ganz davon abgesehen, dass das so nicht funktioniert, fände ich diese Vorstellung auch scheußlich. In "Brave New World" gibt es zum Beispiel so eine Wunderdroge.)

     

    Du wirst aber wohl zustimmen, dass durchaus nicht alles in unserer Gesellschaft rechtens ist.

  • F
    freuleins

    Leider ist es eine Marotte in unserem Land, für jedes Problem die Gesellschaft verantwortlich zu machen. Jemand ist depressiv? Die Gesellschaft ist natürlich schuld, mit ihrem mörderischen Leistungsdruck. Jemand bringt sich um? Die Gesellschaft hat ihn in den Tod getrieben, hat ihm praktisch keine andere Wahl gelassen. Ein verkorkster Hormon-(oder welche chemischen Substanzen die persönliche Befindlichkeit da mitregeln)Haushalt, der einen Schub finsterster Verzweiflung bewirkte, das wäre ja wirklich einfach zu langweilig... nein, auf den Gleisen war er, weil er an der Gesellschaft gelitten hat, kein Zweifel!

  • HS
    H.J. Schelb

    Auch dieser Artikel geht fälschlicherweise davon aus, dass wir unser "Glücklichsein" durch äussere Umstände erreichen können oder nicht.

     

    Wir trichtern schon unseren Kleinkindern ein, dass sie, nur durch die Anerkennung durch Dritte, "glücklich" werden können.

     

    Aber zuerst müssen wir einmal lernen, aus uns selbst heraus "glücklich" zu werden. Erst wenn man das gelernt hat, ist es möglich, auch noch mit anderen glücklich zu sein und erst dann, kann man die "nicht Annerkennung" durch Dritte verkraften und vielleicht sogar in's Positive kehren.

  • IN
    Ihr Name Geri Krischker

    Liebe Frau Marinic

     

    Ihr Artikel hat mir sehr aus dem Herzen gesprochen. Zu viele in meiner Umgebung waren auf der pursuit of happiness. Die Enttäuschung gross, vor allem die Erschöpfung. Über die Erschöpfung und die eigenen Fehler reden zu können erleichtert. Ohne ins Jammern zu verfallen. Sogar wieder etwas Trotz entwickeln . Auch der zweite hat ein Recht auf Leben ; )

  • RB
    Roger Beathacker

    Nicht, wer in (und an!) dieser Gesellschaft leidet ist krank und therapiebeduerftig, sondern diese Gesellschaft, die eine eigentlich "gesunde" Reaktion auf kranke Verhaeltnisse nur fuer "krank" erklaeren kann ... und muss - schon der sozialen Hygiene wegen.

  • JA
    J aus L

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel! Vor allem den Satz

    "Wie kann es sein, dass wir trotz aller Aufklärung in einer Atmosphäre leben, in der Menschen mehr Angst haben vor dem Urteil ihrer Mitmenschen als dem eigenen Tod?"

    würde ich mir gerne einrahmen.

  • A
    anke

    Jagoda Marinic:

    Das lehrt der Buddhismus auch, dass wir ohne unsere Leidenschaften besser dran wären. Rund 45 Millionen Asiaten sind gerade dabei, vom Westen das Gegenteil zu lernen.

     

    hto:

    Wie wäre es, wenn wir nicht nur lernen, dass ein Blablabla die Luft nicht wert ist, die man dafür braucht, sondern auch, dass es eindeutige Wahrheiten für uns Menschen gar nicht gibt? Dann, immerhin, würde sich jede Angst stiftende Kommunikation darüber, ob ein Mensch geistig heil ist und was genau es bedeutet, wenn dem nicht so sein sollte, erübrigen.

     

    o aus h:

    Dem, der sich vor dem Urteil der Mitmenschen nicht fürchtet, kann der Boulevard am Arsch vorbei gehen.

     

    Johann Weber:

    Wenn psychische Krankheiten auch heute noch mit einem starken gesellschaftlichen Stigma behaftet sind, dann liegt das vermutlich weniger daran, dass irgendwer das Nachdenken über die krank machenden gesellschaftlichen Faktoren bewusst unterdrücken oder umgehen will. Es dürfte eher daran liegen, dass wir uns noch immer vor Menschen fürchten, deren Verhalten wir nicht vorhersehen können.

     

    Olli:

    "Sowas" lässt MANN (ein Mensch also, der sich selbst unter Kontrolle hat und der Verantwortung gewachsen ist) ganz und gar bleiben. Einen Selbstmord, bei dem nicht "andere mit rein" gezogen werden, gibt es nämlich nicht. Einfach deswegen nicht, weil niemand wirklich allein ist auf dieser Welt. Die meisten Selbstmörder haben das übrigens gewusst. Ihr Wissen hat ihnen bloß nicht geholfen. Sie waren wohl nicht Mann genug.

     

    Badortie:

    So ist das. Aber muss es denn so bleiben? Was wäre, wenn Sie den Stillen mit ihrer ganz persönlichen Zuwendung helfen würden, ihr Unverständnis zu überwinden? Vielleicht, dass dann ihre eigene Not auch nachlässt?

     

    Eudaimonio:

    Es gehört zum Wesen eines Tabus, dass die Auseinandersetzung damit durch ein allgemein anerkanntes Schweigegebot verhindert wird. Das große Schweigen macht es unmöglich, die Ursachen des Tabus zu erkennen und zu beheben. Es konserviert. Depressionen sind in Deutschland längst kein Tabu mehr. Im Gegenteil: Es besteht Einigkeit darüber, dass es sich dabei um eine Krankheit, eine Schwäche, einen Makel handelt, der kuriert werden kann - und muss. Erst dann, wenn die Depression an Stellen auftaucht, an denen sie nichts zu suchen hat (Fußballplatz, Vorstandsetage, Parteitag etc.) wird sie totgeschwiegen. Es ist nämlich nie das Glück selbst die Fassade. Dazu ist es viel zu abstrakt. Fassade ist das, was als Glück verkauft wird und seinen Preis verliert, sobald es nicht mehr makellos wirkt.

     

    Dice:

    Ich glaube kaum, dass es auch nur einem einzigen Selbstmordgefährdeten hilft, wenn wir uns nicht in kollektiver Erschütterung wälzen. Und uns hilft es auch nicht. Dem Selbstmordgefährdeten tun wir mit der Behauptung, im Gegensatz zu seinem wäre unser Leben an jeder Stelle schön und lebenswert, jedenfalls keinen größeren Gefallen. Weil es eben nicht die Überzeugung ist, es gäbe Leid auf der Welt, die Menschen resignieren lässt. Es ist bloß die (irrige) Annahme, das (eigene) Leid sei unendlich, allumfassend und nicht länger erträglich. Mitleid hilft dagegen übrigens nicht viel besser als das Gießen hilft, wenn die Zimmerpflanzen zu nass stehen.

     

    Manuskript:

    Für die meisten Erkenntnisse braucht man eigentlich keine Prominenten. Ich fürchte nur, wir hätten morgen noch sehr viel mehr Selbstmörder als heute schon, wenn wir ihnen das sagen, bevor sie eine Alternative zu ihrer Prominenz gefunden haben.

  • MT
    Marcus Tullius

    > Wie kann es sein, dass wir trotz aller Aufklärung

    > in einer Atmosphäre leben, in der Menschen mehr

    > Angst haben vor dem Urteil ihrer Mitmenschen als

    > dem eigenen Tod?

    Diese Frage hat Dieter Duhm schon vor Jahrzehnten u.a. in "Angst im Kapitalismus" und "Warenstruktur und zerstörte Zwischenmenschlichkeit" gar nicht mal so schlecht beantwortet. Als der Tisch in der Redaktion noch jener aus der K1 war, (nehme ich an) sind diese Hintergründe wohl auch in der TAZ noch present gewesen?

  • A
    aha

    Vielen Dank für diesen Artikel.

     

    So ehrlich, fundamental und kritisch sollte die taz sein.

  • M
    Max

    Du hast eine Depression … dann hole dir Hilfe. Ich habe einige Jahre mit mir gerungen bis ich kaum noch kraft hatte und ich habe die Hilfe in Anspruch genommen (Sie hat geholfen und das was ich in mir trage ist kleiner geworden und ich habe wieder ein Leben. Danke dafür alle die mir geholfen haben!). Aber mit der Hilfe bekommst du ein Stigma. Du holst dir Hilfe um Leistungsfähig zu bleiben und ein Leben zu führen, aber dann wirst du auf einmal in einigen Punkten Mensch zweiter Klasse, ein Risiko halt...

    Das bedeutet real : bestimmte Versicherungen können nicht abgeschlossen werden, bei Kreditvergaben stellt ein Bänker so eine komische Frage, die er wohl nicht fragen darf aber wartet schon auf deine Reaktion und erklär mal deinen Arbeitgeber warum man unbedingt zu speziellen Zeiten frei haben musst ohne die Krankheit zu umreißen...

    Aufstieg in ein Unternehmen wird ein Fremdwort und bei Gehaltsverhandlungen wird mal das Problem mit den komischen Mittagszeiten / Freiräumen kurz umrissen...

    Da hat man manche Abende, wo das verkleinerte Problem doch irgendwie ein bisschen größer wird und du fragst dich ob es auch ohne Hilfe vielleicht geklappt hätte!

  • H
    hto

    "Doch was versteht diese Gesellschaft unter Glück? - MANTREN?"

     

    Diese Frage ist blödsinnig, wo es für diese gleichermaßen in Angst, Gewalt und "Individualbewußtsein" bewußtseinsschwach-gepflegte Gesellschaft immer um leichtfertige Bewußtseinsbetäubung im DOGMATISMUS von Wettbewerb (die Ursache aller Probleme), "Arbeit macht frei" und "Wer soll das bezahlen?" geht - geistiger Stillstand, seit der "Vertreibung aus dem Paradies", immer nur zeitgeistlich reformiert, schizophren in Neurosen und Psychosen.

     

    "Wir müssen lernen, den Aufstieg und die nie enden wollende Aneinanderreihung von Glück zu verweigern."

     

    Nein, wir müssen lernen, anstatt der Konfusion in Uberproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll zu hohlen Phrasen, eine EINDEUTIGE Wahrheit zum geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein zu kommunizieren, damit die diversen stumpf- wie wahnsinnigen Symptomatiken dieser "freiheitlichen" Welt- und "Werteordnung" ihre Macht verlieren.

  • IN
    Ihr Name Muella

    Guter Artikel, welcher zeigt wieviel Angst inzwichen in unserer Gesellschaft an der Tagesordnung ist.

    Maul halten heißt die Devise.

  • OA
    o aus h

    In unserer Mediengesellschaft hat jeder glücklich zu sein, sonst wird er in seinem Elend noch vorgeführt und als Jammerlappen dargestellt. Denn nichts ist mehr ohne öffentliches Interesse, selbst das Privateste muss sich ins Rampenlicht zerren lassen, ohne Rücksicht, ohne Pietät. Angst haben muss man erst in zweiter Linie vor dem Urteil der Mitmenschen, in erster Linie davor, wie der Boulevard sämtlicher Verbreitungsarten geil darauf ist, Mitgefühl und/oder Neugier des Publikums zur Quoten- und Auflagensteigerung zu verwenden.

  • B
    bab

    vielen dank fuer diesen text.

  • C
    coolray

    ich stimme dem voll und ganz zu..denn man kann nicht 24 stunden am tag 7 tage die woche glücklich sein..das ist unmöglich..und auch nur so zu tun als ob man es wäre ist kontraproduktiv..weil es einem verwehrt mensch zu bleiben und nicht zu einer grinsenden und dauerglücklichen marionette zu werden...das leben besteht nicht aus 24 stunden happy und glücklich sein..das leben besteh aus voieln facetten..aus traurig sein, wütend sein, fröhlich sein,nachdenklich sein und manchmal auch hoffnungslos...aber das sind alles emotionen die zu einem menschen gehören...wer diese unterdrückt merkt irgendwann einmal das er genaau daran kaputt geht

    deshalb sollte man sich diesem erzwungenen glücklich sein und dieser nur auf konsuiere angelegten sapßgeselschaft entziehen

  • X
    XVain

    Ich finde es nicht, dass es "Wahnsinn" war, dass Enke seine Depression verheimlichte. Was wäre denn gewesen, wenn der Nationaltohüter öffentlich bekannt hätte, dass er psychisch krank ist? Die gleichen Leute, die jetzt um ihn öffentlich weinen, hätten gefordert, dass ein "richtiges Mannbild" im Tor stehen soll und keine "Memme". Vieles, was jetzt gesagt wird, ist Selbsttäuschung oder Lüge aus Scham, die nicht bewusst wird.

  • G
    Goliath

    Ein klasse Artikel! Leid, Depression oder tiefe Traurigkeit sind unglaublich tabuisiert in unserer Gesellschaft. Dabei gehoeren diese Empfindungen genau so zum Menschen wie gute Laune. Ich finde am schlimmsten ist, dass wir oft wenn es Menschen schlecht geht zu beurteilen versuchen ob dieser das Recht dazu hat. Wir vergleichen was wir alles erlebt haben, ohne dass wir uns so haben haengen lassen. Und da ist es schon geschehen: Gute Laune und Glueck werden so zur Leistung die man bringt, am Besten noch unter schlechten aeusseren Umstaenden. So werden Leidende ausgegrenzt und nicht nur Leidende ein Teil von uns allen wird es!!

  • G
    Goliath

    Ein klasse Artikel! Leid, Depression oder tiefe Traurigkeit sind unglaublich tabuisiert in unserer Gesellschaft. Dabei gehoeren diese Empfindungen genau so zum Menschen wie gute Laune. Ich finde am schlimmsten ist, dass wir oft wenn es Menschen schlecht geht zu beurteilen versuchen ob dieser das Recht dazu hat. Wir vergleichen was wir alles erlebt haben, ohne dass wir uns so haben haengen lassen. Und da ist es schon geschehen: Gute Laune und Glueck werden so zur Leistung die man bringt, am Besten noch unter schlechten aeusseren Umstaenden. So werden Leidende ausgegrenzt und nicht nur Leidende ein Teil von uns allen wird es!!

  • M
    Methos

    Glück endet oftmals mit dem Vergleich. Wir wollen mehr, als der Nachbar, der Kollege oder der beste Freund. Wir wollen es schneller und öfter. Besinnung auf die, für jeden individuell, wesentlichen Dinge kann ein Anfang sein um persönlich empfundenes Glück wieder zu erkennen.

     

    Ich danke für den Artikel, er hat mir mein Glück vor Augen gehalten.

     

     

    Mein Mitgefühl gilt der Familie Enke, ich wünsche ihnen Stärke und vor allem Mut!

  • MV
    Michaela Volkmann

    Und was ist / wäre ein "schwacher" Mensch?

  • MC
    Monika Coenen

    Toller Kommentar! Ich hoffe, er wird viel gelesen und regt zum Innehalten und dazu an, mal bei sich selbst nachzuforschen, wie denn eigentlich die eigene Einstellung ist.

    Danke dafür!

    schönen Gruß

    MC

  • JW
    Johann Weber

    Sehr schöner Kommentar, dem ich in zweifacher Hinsicht zustimme. Ein Nachdenken über das Grundverständnis unserer Spaß-/Konsumgesellschaft könnte nicht schaden. Vielleicht keine schlechte Möglichkeit, um sich klarer darüber zu werden, was Glück sonst noch bedeuten könnte. Und als selbst betroffener kenne ich auch das Unverständnis und Befremden, das einem bei Erwähnung dieses Leidens entgegenschlägt nur zu gut. Psychische Krankheiten sind nach meiner Einschätzung auch heute noch mit einem starken gesellschaftlichen Stigma behaftet. Sicherlich auch ein Mechanismus, um ein Nachdenken über die möglicherweise krankmachenden gesellschaftlichen Faktoren zu umgehen.

  • S
    Shrike

    Ein recht guter Kommentar, wie ich finde.

  • R
    Roberto

    Danke für das Fazit, auf einen Punkt gebracht!

  • RR
    Rupi Rai

    Toller Artikel. Punkt.

  • T
    tafelrunde

    Wow! Ohne irgendeine Anwandlung von Ironie oder sonstwas. Einfach Wow!

    Was ein Artikel!

    Auch mich hat der Selbstmord von Enke sehr berührt. Gerade wenn man in seinem Leben schon zwei sehr nahe stehende Menschen auf diese Weise verloren hat.

    Enke war in meiner Wahrnehmung ebenfalls ein Typ, bei dem jedem sofort das Attribut „angenehm“ einfällt, neben gelassen, souverän, unaufgeregt, u.ä. Eine enge Parallele zu den mir bekannten.

    Wenn man schon den Fall Enke bis zu Ende denkt, dann landet man bei den bemerkenswerten Aussagen dieses Artikels. Einen Generalangriff auf unsere verbindlichen Wertmaßstäbe. Die allerdings keine Erfindung der neueren Zeit sind.

    Somit stehen die ursprünglichen Motivationen des Menschen im Focus: Wettkampfgedanke und Durchsetzungsfähigkeit.

    Und um dieses neu zu justieren, haben sich bisher sämtliche Ideologie- und Menschbildveränderungsansätze die Zähne ausgebissen. Und das ist auch gut so.

    Die Oberplattitüde zum Abschluß: Die Welt ist, wie sie ist. Nehmen wir‘s so hin und kämpfen trotzdem weiter!

  • A
    Andrea

    Danke für diese wohltuenden Gedanken!

  • IN
    Ihr Name Olli (psychisch erkrankter)

    Alle denken an den Torwart,was ist denn mit dem Zugführer der ihn überfahren hat,der ist doch reif für eine Therapie!Ziemlich daneben was sich der Enke da geleistet hat!!!Sowas macht MANN alleine für sich aus und zieht da nicht noch andere mit rein!

  • B
    badortie

    Liebe® Jagoda Marinic,

     

    so ist das, sagt ein selber Leidtragender. Was mir am meisten in meiner Not auffällt ist die Stille. Sehr viel Unverständniss, die Abkehr der dir angeblich Nahestehenden, der dir Wohlgesinnten.

     

    Der Beisatz "denn jeder Mensch sollte für sich stehen", ist ein angeblich ganz wichtiger im Leben. Trotzdem fühle ich das Verständniss der Schlüssel ist und genau dieser Satz der Fehler.

     

    Mitgefühl brauchts, keine Tipps, ich finde es doch selber lächerlich. Und: wendet euch nicht ab von diesen Menschen.

     

    Aber (ein positives Aber!), Ihr Artikel ist sonst sehr war und klar. Danke.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    VON JAGODA MARINIC

  • E
    Eudaimonio

    Nein, das Glück wartet nicht, auf niemanden. Wir leben in einer Gesellschaft der Tabu´s: Tod, Verletzung, Schwäche, Scheitern, Armut, Alter, Krankheit. Wer darüber redet, merkt recht bald, dass das niemand hören möchte, oder sieht sich mit vehementer Gegenrede, gutgemeintem Schulterklopfen, höhnischem Lachen, verständnislosem Abwenden oder ganz gewöhnlicher Ignoranz konfrontiert. In Einzelfällen können die Reaktionen auch gewalttätig sein. Das alles führt zum Schweigen. Es ist dieses Schweigen, das es den anderen erlaubt, so laut zu sein und sich hinter Fassaden zu verstecken, Fassaden vermeintlichen Erfolgs und Glücks. Es gibt Gücksmomente, aber sie haben nichts mit Fassadenglück zu tun. Wenn wir unser Leben klarer begreifen würden, unter Einbeziehung seines Endes, könnten wir auch ertragen, dass Menschen anders empfinden als es die gesellschaftlich verbreitete Oberflächennorm vorgibt.

  • W
    Wolf

    Danke für diesen Kommentar, die Anregungen und die überall durchscheinende präzise Analytik!

  • D
    Dice

    Die Diktatur der Sensation

    Bin ich der einzige der es merkwürdig findet, was hier für ein Brimborium um den Tod eines Menschen gemacht wird? Es gibt eine Menge Menschen die sich umbringen. Das ist traurig und auch wieder nicht. Denn ich habe mich ja noch nicht umgebracht, das ist der positive Teil daran. Und ich glaube auch nicht, dass es irgendeinem Selbstmordgefährdeten hilft, wenn wir uns alle in kollektiver Erschütterung wälzen. Wir sollten klar und deutlich vertreten, dass das Leben schön und lebenswert ist, jedenfalls unser eigenes. Mitleid ist ja noch ganz okay, aber wenn daraus eigenes Leid wird bzw. die Überzeugung, dass es überall Leid gibt, dann ist es wenig hilfreich.

  • M
    Manuskript

    Ich glaube nicht, dass die meisten Menschen denken, jeder sei seines Glückes eigener Schmied. Und ich glaube nicht, dass sich von diesem Todesfall Grundsätze über Glück ableiten lassen und schon gar nicht Forderungen wie im letzten Satz des Artikels. Aber ich stimme dem zu, dass Job, Familie und Geld kein Garant für innere Zufriedenheit sind. Für diese Erkenntnis braucht man aber keinen Prominenten Selbstmörder.

  • Z
    Zweifler

    Der Artikel erscheint mir sehr opportunistisch gegenüber dem Medien-Hype.

  • E
    eberhard

    vielen dank für diesen artikel. Hier wird in naturgemäß kurzen überblick das uralte thema des leides angesprochen. Damit hat sich schon vor ca. 2500 jahren ein mensch namens buddha intensiv auseinandergesetzt. Seine erkenntnisse und methoden, leid zu verstehen und auch damit zu arbeiten, sind erstaunlich höchst modern. Als buddhistischer lehrer, der auch psychotherapeuten betreut, bin ich immer wieder überrascht, wie "gut" das funktioniert.

    Herrn enkes tod und die reaktion seiner frau und der trauernden zeigt immer wieder, wie sinnentleert doch unsere zeit ist. Es scheint das einzige mittel zu sein, zu einer spiritualität zu finden, die das moderne weltbild integrieren kann und nicht in archaische kulte ausweicht, und die einer vernunftgemaßen analyse = modern standhalten kann.

  • M
    Martin

    Macht die TAZ nun doch auch noch mit bei diesem Tanz um Nichtigkeiten?

  • T
    timo

    vielen dank für die wirklich guten gedanken

  • B
    bahn57

    Wirklich ein guter Artikel, der ein tiefsitzendes Problem unserer Gesellschaft anspricht.