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Gebt mir doch ein Korruptionsgen!

betr.: „Peterchens Floßfahrt“, taz vom 5. 5. 00

Erfüllt mit Vorfreude erwarte ich den Eintritt in die schöne neue genormte Welt und die Begegnung mit ihren gentechnisch optimierten humanoiden Schöpfungen. Beschäftigung mit abendländischer Philosophie, geschichtlichen Resultaten und den Ergebnissen empirischer Sozialforschung lassen eine tiefgreifende genetische Korrektur einer ansonsten unheilbaren Menschheit als dringend induziert erscheinen.

Eine erfolgreiche Exploration einzelner determinierender Gene dürfte nicht allzu aufwendig betrieben werden, sofern die Zielgruppe nur richtig eingegrenzt und evaluiert wird. Als spezifische Merkmalsträger für das Korruptionsgen dürfte insbesondere die Politikerkaste bevorzugt sein. Aber Sie und ich und die allermeisten Leser dürfen der segensreichen Auswirkungen dieses Gens nicht teilhaftig werden, weil wir es nicht oder nur in schwächlicher Ausprägung besitzen. Das finde ich einfach ungerecht, unhaltbar, und es müsste deshalb auf der gentechnischen Korrekturliste zualleroberst stehen.

Nicht unbedingt empfehlenswert ist hingegen die Vervielfältigung und Weitergabe des „Sloterdijk-Gens“. Es ist altgermanischen Ursprungs und weist auf die Umweltadaption durch Bewohner auf schwach belichteten, aber um so mehr benebelten Hochmoor-Habitaten im klammen Norden unseres Kontinents während der geistigen Nacheiszeit hin. HANS-ULRICH NOLTE, Berlin

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