Gebraucht-PC mit sensiblen Daten: Löschen allein reicht nicht
Wer seinen Rechner zum Abfallentsorger bringt oder weiterverkauft, sollte darauf achten, dass der Datenträger nicht mehr lesbar ist. Ansonsten könnten sensible Daten öffentlich werden.
Wir leben in Sachen Informationstechnik in schnelllebigen Zeiten: Viele Menschen kaufen sich alle zwei, drei Jahre neue Rechner, angetrieben von einem immer größer werdenden Angebot und dem technischen Fortschritt. Doch was macht man mit dem alten PC? Recyclen lautet die richtige Antwort, enthalten Computer doch allerlei schädliche Stoffe vom Schwermetall bis zu PVC. Doch Obacht: Wie die britischen Verbraucherschützer vom der Stiftung Warentest ähnlichen "Which?"-Magazin nun herausgefunden haben, achten viele Rechnerbesitzer dabei nicht darauf, die auf ihren PCs oft enthaltenen sensiblen Informationen vorher zu löschen. Dabei kann es passieren, dass ein Recycler die Festplatten entnimmt und weiterverkauft, sollten sie noch funktionieren. Und so könnte die enthaltenen Daten unter anderem auch an Identitätsdiebe gelangen, die dann womöglich Zugriff auf Kontodaten und andere wertvolle Daten erhalten würden.
Wie viele Informationen auf Durchschnitts-Gebraucht-PCs noch enthalten sind, testeten die britischen Verbraucherschützer mit einem Einkauf auf eBay: Auf acht dort erworbenen Rechnern konnten sie insgesamt 22.000 eigentlich "gelöschte" Dateien wieder rekonstruieren. Der Grund: Wird auf einem Rechner ein File entfernt, ist es längst nicht vollständig verschwunden. Es lässt sich in vielen Fällen mit einer so genannten "Undelete"-Software wieder hervorholen, die frei im Internet verfügbar ist. Ein solches Malheur passiert sogar dem öffentlichen Dienst: So wurden in den vergangenen Jahren schon einmal Behördencomputer ersteigert, die noch sensible Daten enthielten, wenn man etwas länger suchte.
Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, empfehlen die Verbraucherschützer deswegen eine zunächst brachial anmutende Methode: Sie empfehlen, die Festplatte so stark zu zerstören, dass sie definitiv nicht mehr gelesen werden kann. Das ist gar nicht so einfach: Reinraumlabors von Datenretterfirmen haben es schon geschafft, Informationen von abgesoffenen oder leicht angekokelten Datenträgern zu retten. So weit wird zwar der typische Identitätsdieb nicht gehen; ganz leicht sollte man es ihm aber trotzdem nicht machen. Die Verbraucherschützer legen deshalb unter anderem nahe, aus Glas bestehende Festplatten-Scheiben mit einem Hammer zu traktieren oder solche aus Alu-Legierungen mit einem Kratzmesser. Kabel und Leseköpfe sollten entfernt werden. Die vollständige Zerstörung sei aber mit Vorsicht vorzunehmen: "Das, was übrig bleibt, enthält oft für die Umwelt schädliche Rückstände, die entsorgt werden müssen."
Wer seinen gebrauchten Rechner nicht recyclen, sondern schlicht weiterverkaufen möchte, kann seine Festplatte natürlich nicht einfach wie oben erklärt zerstören. In diesem Fall raten die Verbraucherschützer, eine sichere Löschung vorzunehmen. Auf Mac-Computern geht das beispielsweise sehr einfach mit dem so genannten "Festplattendienstprogramm" (Disk Utility), das stets mitgeliefert wird. Die Software, mit der man sonst auch neue Datenträger formatieren oder nach Plattenproblemen suchen kann, enthält zusätzlich eine entsprechende Option, die Festplatte mit Nullwerten zu überschreiben.
Je nach persönlichem Sicherheitsbedarf kann man dies bis zu 35 Mal wiederholen lassen - dann sind auch die letzten magnetischen Rückstände alter Daten entfernt. Aber Achtung: Der Vorgang dauert besonders bei größeren Festplatten viele Stunden, außerdem muss man den Rechner zuvor von der Betriebssystem-CD gestartet haben, da man nur dann an der eingebauten Festplatte Veränderungen vornehmen kann. Unter Windows gibt es wiederum diverse ähnliche Werkzeuge wie die Freeware "Secure Erase Utility" oder die Software "BCWipe", mit denen man entweder einzelne Dateien oder ganze Festplatten sicher löschen kann. Auch hier gilt, dass Veränderungen an der Hauptfestplatte nur dann möglich sind, wenn man den Rechner zuvor von CD, USB-Stick oder einer anderen Festplatte startet. Sind die Daten dann gelöscht, kann man dem potenziellen Käufer zuliebe eine frische Kopie des Betriebssystems aufspielen. Der Rechner wirkt dann wie neu.
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