■ Gay-Pride-Monat Juni: „Gemeinsam sind wir unausstehlich“
Die Lesben und Schwulen im Nordwesten haben in diesem Jahr kurzerhand den Juni zum Wonnemonat erklärt: Mit fast vierzig Veranstaltungen, vom schwullesbischen Gottesdienst bis zum „Safer-Spargel-Essen“, feiert die gay community in Bremen, Oldenburg und umzu den diesjährigen Christopher Street Day (CSD). Höhepunkt soll die CSD-Demonstration und –Parade in Oldenburg unter dem Motto „Gemeinsam sind wir unausstehlich“ am 24. Juni sein. Anschließend findet ein lesbisch-schwules Kulturfest auf dem Oldenburger Schloßplatz statt.
Zur Erinnerung: Seit mittlerweile 26 Jahren gehen Homos an diesem Tag in New York, San Francisco, Amsterdam, Berlin, Köln und anderswo auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren und die Geburtsstunde der modernen Bewegung, des gay pride, zu feiern. Am 28. Juni 1969 hatten sich Lesben und Schwule nach einer Razzia in der New Yorker Schwulenbar „Stonewall“ in der Christopher Street zum ersten Mal gegen die ständigen Polizeirazzien und die Diskriminierung zur Wehr gesetzt.
In Bremen fielen die CSD-Feiern bislang mehr als kläglich aus: Nach dreizehn Jahren Pause wurde im letzten Jahr erstmals wieder eine Demonstration organisiert, zu der nichts besser als das diesjährige Motto „Gemeinsam sind wir unausstehlich“ gepasst hätte. Im Vorfeld war eine Gruppe aus dem Sielwallhaus mit dem ideologischen Knüppel auf die Veranstalter losgegangen und hatte sich distanziert sich vom „Kommerz-Karneval“, der politische Aussagen vernachlässige. Am Demonstrationstag endete dies damit, daß die Veranstalter diese Gruppe mit Hilfe der Polizei hinderte, an der Demonstration teilzunehmen, und sich die beiden per Mikrofon auf dem Marktplatz beschimpften.
In diesem Jahr soll nun alles anders sein: Die umstrittenen Sponsoren „Prinz“ und „West“, die sich aus Kommerzgründen gerne mal das Homo-Mäntelchen umhängen, sind in diesem Jahr ebensowenig dabei wie die Szene-Kneipiers. Stattdessen haben sich der Verein „Na und e.V. – Lesben und Schwule in Oldenburg“, die Oldenburger Männerfabrik, das Bremer „Rat & Tat-Zentrum“, „Wärmer Bremen“ und eine Emder Homoinitiative als OrganisatorInnen zusammengetan und ein Programm zusammengestellt, das eine große Bandbreite lesbisch-schwuler Lebens- und Denkweisen präsentiert. „Für die Feministin und den Ledermann, für die Tunte und die Kulturlesbe gibt es eine große Palette“, so Organisator Stefan Geiss. (Ich sag–s ja immer: Die Jungs haben irgendwie mehr Spaß, d. Autorin.) Er betont: „Die Veranstaltungsreihe wird politisch sein; neben der Politik gehört zum lesbisch-schwulen Leben aber auch Spaß dazu, und den haben wir für die Demonstration in den Vordergrund gestellt.“ Trotz aller Veränderungen hat sich aber auch 1995 eine „Initiative für einen anderen CSD“ formiert, die eine eigene kleine Veranstaltungsreihe mit Fassbinder-Filmen, der Präsentation der „Internationalen Queer Liberation Tour“ (am 4. Juni) und der Diskussion „Die Schwulen haben es sich bequem gemacht“ (14. Juni, Weserterrassen) anbietet. Kleiner Faux-Pas am Rande: Hatte die vermeintliche Polit-Fraktion 1994 bemängelt, daß so wenig Lesben am CSD beteiligt wären, ist diese Reihe rein schwul. Auch um einer neuerlichen Konfrontation zu entgehen, findet die Demo in diesem Jahr nicht in Bremen, sondern in Oldenburg statt.
Der Auftakt des CSD-Monats wird ab dem 8. Juni eine lesbisch-schwule Filmreihe sein. Der lesbisch-schwule Gottesdienst wird am 12. Juni ab 19 Uhr bei der Auferstehungsgemeinde in Bremen-Hastedt gefeiert: daselbst, da die Gemeinde sich bereiterklärt hat, „Selbsthilfegruppen von Homosexuellen in jeder Weise zu unterstützen und Paare, die dies wünschen, in Gottesdiensten zu segnen“. skai/ Foto: Wolfram Steinberg
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