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GastkommentarSoldaten sind Mörder

■ Wenn Sozis sich beim Militär anbiedern Anbiederung beim Militär

Anbiedermänner beim Militär waren arrivierte Sozialdemokraten schon immer gern. Mit Generälen gut zu stehen, gilt hierzulande noch als gutbürgerliches Gütesiegel. General Schultze-Rhonhof ist nicht nur der Held der Truppe, Senat und Parlament zollen Respekt.

Statt über ein deutsches Gericht zu jubeln, das anders als in weiland Weimarer Zeiten zuläßt, das Militär mit dem Tucholsky-Wort zu attackieren, wonach Soldaten Mörder seien, zeigt Deutschlands politische Öffentlichkeit einschließlich der Sozialdemokraten Abscheu vor dem Karlsruher Spruch und lobt den General.

Was muß ein Sozi da antworten: Sie wissen natürlich, Herr General, genau wie ihre tiefbeleidigten Kameraden, daß mit dem Urteil nicht festgestellt ist, die Soldaten der Bundeswehr seien Mörder. Erlaubt ist aber Kritik am Militär, und zwar, was wichtig ist, an jedem Militär. Wer halbwegs die Wirklichkeit von Kriegen kennt, weiß, daß Soldaten aller Nationen und aller Orten Mörder gewesen sind.

Krieg sanktioniert das Menschentöten, macht es zur Pflicht. Soldaten müssen töten. Dazu, Herr General, leiten Sie junge Menschen an. Die Grenze zwischen „richtigem“ Töten von Menschen, wofür belobigt wird, und „falschem“ Töten, also Morden, verwischt jeder Krieg. Grosny beweist es wieder täglich. Wer diesen Zustand anprangern will, muß sagen dürfen: Soldaten sind Mörder.

Horst-Werner Franke, Bildungssenator a.D.

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