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■ GastkommentarChor der Geschaßten

Warum lacht keiner? Ein chaotisches Bremerhavener Originalgenie, ein vom Ruhestand bedrohter Sparkassendirektor, eine für ihren Mann beleidigte Politikergattin und diverse politische Gartenzwerge verkünden vor Presse und Funk, daß sie jetzt Bremen retten wollen, weil es sonst keiner kann.

Wo solche Toren ernst genommen werden, regiert die Torheit insgesamt. Und in der Tat, mehr und mehr ist die politische Lusche Prototyp bremischer Politik geworden. Wen wundert's, wenn das Ignorantenbataillon jetzt aufmarschiert und zehn Prozent der Wähler anpeilt. Nach dem Motto: Wer die gewählt hat, die jetzt dran sind, wählt uns längst.

Soweit ist Bremen noch nicht zur Provinz verkommen, daß die Rechnung aufgeht. In Bremerhaven allerdings könnte es klappen. Dort gibt es statt der SPD seit langem nur den Zustand politischer Verwirrtheit. Die Wähler sind konditioniert, Chaoten gern zu haben. Lenz findet da leicht seine fünf Prozent, die ihn nach Bremen schicken, wo bekanntlich die Feinde Bremerhavens regieren.

Die Lachnummer wird uns in Atem halten. Wenn sich die SPD erdreisten sollte, parlamentarische Schwachköpfe auszuwechseln, arbeiten die den Rest ihres politischen Lebens „für Bremen“, so daß die Rebersgruppe schon vor der Wahl im Parlament sitzt und Unruhe stiften kann. Am besten also, man läßt die Luschenriege geschlossen wiederkommen. Dann tun sie keinem was; denn tückisch stechen könnten Barsuhn und andere, wenn man sie reizt. Versorgt sie lieber.

Was aber reitet Rebers, den Chor der Geschaßten anzuführen? Versorgt ist er doch dicke. Hätte Wedemeier ihn an Stelle von Fluß zum Finanzsenator machen müssen? Ist das die Rache? Wahrscheinlich treibt ihn die Pensionspanik. Was macht einer, der selbstherrlich mit Millionen jonglierte, wenn in der Politik nichts mehr lief? Kunsthalle, Böttcherstraße, Teerhof, Bürgerpark – überall rettete Rebers die Politik. Und jetzt gar nichts mehr gelten? Nur noch das eigene Geld zählen dürfen? Und zusehen müssen, wie der armselige Nölle öffentlich agiert? Dann lieber mit der miesen Truppe ins Getümmel. Vielleicht klappt's ja.

Horst-Werner Franke, Senator a.D.

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