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■ GastkommentarLehrstellen durch Verträge

Die heutige Sitzung der Sonderkommission für Ausbildungsplätze wird erwartungsgemäß wieder mit einem Appell an die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe enden. In diesem Jahr werden rund 23.000 Jugendliche einen Ausbildungsplatz suchen. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird weiter auseinandergehen. 1997 suchen 1.600 Jugendliche mehr nach einer Lehrstelle als 1996. Immer mehr Jugendliche landen in vollzeitschulischen Ersatzmaßnahmen statt in Betrieben. Und der Staat trägt mittlerweile die Hälfte der Kosten der beruflichen Bildung. Gerade die Kammern fordern vom Senat einen rigiden Kurs der Haushaltskonsolidierung und können daher nicht selbst mit offener Hand die steigenden Subventionen dankbar annehmen. Wer immer wieder die Verantwortung der Wirtschaft in der dualen Ausbildung für sich reklamiert, muß sie selbst auch stärker wahrnehmen.

Statt der jährlich sich wiederholenden Appelle sollte das Land Berlin mit den Kammern einen verbindlichen Vertrag abschließen. Das Land Berlin zahlt einen Teil der bisherigen Subventionen direkt an die Kammern. Die verpflichten sich im Gegenzug, alle ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen bis zum November des Jahres zu versorgen. Die Kammer kann selbst über den Modus der Verteilung entscheiden. Sie kann über Leistungsanreize für Betriebe befinden, die ihr Ausbildungssoll übererfüllen – und Abgaben für diejenigen festlegen, die ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Die Kategorien verbindlicher Zielvereinbarungen dürften UnternehmerInnen geläufig sein, und unter ihnen sollte darüber ein gewisser Konsens bestehen. Wer nicht will, daß im Bereich der dualen Ausbildung immer mehr zu staatlichen Regulierungen gegriffen wird, muß sich selbst zu einem ausreichenden und qualitativ hochwertigen Ausbildungsangebot für die Jugendlichen verpflichten und dafür auch größere Verbindlichkeit garantieren. Sybille Volkholz

Die Autorin ist bildungspolitische Sprecherin der Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen. (siehe Bericht Seite 38)

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