Gastkommentar (siehe Seite 21): ... schauen wir auf Willi Lemke ...
■ Bremens ehemaliger Bildungssenator Horst-Werner Franke meint: Nicht lästern über neuen Bildungsmanager
Sie hätten es haben können, aber sie wollten es nicht, und so bleibt das Ressort Bildung und Wissenschaft bei der SPD. Allein die Kunst wandert ins Polizeiressort unter CDU-Aufsicht. Das den Ländern einzig verbliebene gesellschaftspolitische Gestaltungsressort Bildung bleibt, was es seit den Nachkriegsjahren gewesen ist: eine sozialdemokratische Domäne.
Ungleich kommunikativer
Das ist ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen: Willi Lemke als neuer Bildungssenator wird die Einbrüche an der bildungspolitischen Front begradigen müssen. Zwar tritt er wie Vorgängerin Bringfriede Kahrs ohne Hausmacht an. Aber der wuselige Werder-Manager ist ungleich kommunikativer als die spröde Dame und wird eher Bündnispartner gewinnen können. Bildung muß wieder ins Zentrum des Partei-Interesses und darf nicht weiter randständig behandelt werden. Es ist das Überlebensthema für unsere Gesellschaft.
Werderglück in die Politik
Lästern wir nicht über den neuen Bildungsmanager, sondern setzen wird darauf, daß er Werderglück in die Politik bringt. Seine politische Zukunft entscheidet sich gleich am Anfang: Mit welchen Staatsräten wird er regieren? Der Mann für die Wissenschaft hat er schon im Hause: Rainer Köttgen war faktisch schon längst Staatsrat im Verborgenen. Nun kann er es offen sein. Für die Schulen muß Willi Lemke eine glücklichere Wahl treffen als seine Vorgängerin. Das Haus ist in den letzten Jahren nicht besser geworden und braucht eine feste Hande, hinter der viel Kompetenz steht. Außerdem wird der zweite Staatsrat sich gegen den gewieften Köttgen durchsetzen müssen. Die Nova aus Bremerhaven für den Sozialbereich und der Werdermanager für Bildung sind also die beiden Neulinge bei den Sozialdemokraten. Jens Böhrnsen und Christian Weber bleiben draußen, obwohl der gerade in letzter Zeit viel Stehvermögen und Sachkompetenz für das Bauressort entwickelt hatte. Damit bleibt bei der SPD das Hauptproblem ungelöst: Wer soll die nächsten Wahlen gewinnen? Der Scherf-Nachfolger muß jetzt in die Profilierungsposition gehievt werden.
Risiko für nächste Wahlen
Wo Jens Böhrnsen populär werden kann, bleibt bei dieser Senatsbildung offen. Daß Weber und Böhrnsen sich nicht empfindlich ins Gehege kommen, ist nur durch ein anderes Senatspuzzle aufzulösen. Das konnten und wollten die Koalitionäre nicht auflegen. Die Sozialdemokraten gehen bei dieser Senatsbildung ein hohes Risiko für die nächsten Wahlen ein.
Bleiben wir neugierig, und schauen wir auf Willi.
Host-Werner Franke,
Ex- Bildungssenator
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