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GastkolumneAdmiral, total normal?

■ Werbung für die Marine, und zwar „Nicht von schlechten Eltern“

In jüngster Zeit bekommt die Bundeswehr von zwei Bremer „Institutionen“, von denen man es nicht erwarten würde, bemerkenswert gute PR. Der einst rote, jetzt grüne Ralf Fücks hält diese strukturell undemokratische Organisation – „Befehl und Gehorsam“– für demokratisierbar. (siehe taz vom 2.1.1998), auch ohne „Wahl der Offiziere durch die Soldaten“.

Heute abend beginnt im Vorabendprogramm von Radio Bremen, früher einmal „Radio Hanoi“genannt, die dritte Staffel von „Nicht von schlechten Eltern“: Papa Wolfgang Schefer ist zum Admiral aufgestiegen, Tochter Jenny tritt eine Stelle als Marinezahnärztin an. Mittwochs um 18.55 Uhr, wenn die größeren Kindern statt Sandmännchen sich ihre Leitbilder auf dem Bildschirm suchen, ist so ein Papa Admiral schon eine saubere Sache.

Man hat mir auf Nachfrage erklärt, es sei darum gegangen einen „maritimen Aspekt“in die Serie hineinzubringen, und das sollte dann die Bundesmarine sein. Als fast Tagenbarer und Lokalpatriot habe ich nichts gegen maritime Aspekte, ganz im Gegenteil. Im jüngst gesendeten Radio-Bremen-Tatort sind zum Beispiel die Werften der maritime Aspekt. Übrigens: Die Mutti aus „Nicht von schlechten Eltern“ist da die Kommissarin.

Man könnte sich auch andere maritime Aspekte vorstellen, zivile. Warum ausgerechnet die Bundesmarine? Wo doch Bremen überhaupt kein Marinestandort ist! Auch die Fregatte „Bremen“ist in Wilhelmshaven stationiert, nicht in Bremen. Bundesmarine – auch kein Standortfaktor.

Aber es ist bekannt, daß diese Vorabend-Sendungen als Werbe-Umfeld finanziert und verkauft werden. In Ungarn hat sich kürzlich der populäre Held einer entsprechenden Seifenoper, Oberst Lajos Korda, im Abstimmungs-Wahlkampf über die Nato-Mitgliedschaft zum begeisterten Nato-Anhänger bekannt. Das hat dem Fernsehsender 7 Millionen Forinth vom Verteidigungsministerium eingebracht (siehe Zeit 47'97). Eine neue Form des Kultur-Sponsorings? Auch nicht von schlechten Eltern, aber über sowas spricht man nicht.

Was sagt man bei Radio Bremen auf die Frage, was der Marine-Aspekt einbringt? Natürlich wird die Marine im Voraus informiert, wenn so ein Spielfilm geplant wird. Warum? Man hat mir erklärt, daß die Marine in solchen Fällen Berater zur Verfügung stellt.

Es geht also um eine neue „staatstragende“Message, die uns sowohl Ralf Fücks als auch Radio Bremen nahebringen wollen: Militär – total normal! Eberhard Plümpe, Lehrer

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