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Gasstreit geht weiterDer Hahn ist wieder zugedreht

Wieder ist der Transfer von russischem Gas nach Westeuropa gestoppt. Die Ukraine gibt Blockade zu. Gazprom beschuldigt nun die USA hinter dem ukrainischen Vorgehen zu stecken. Die EU ist besorgt.

Die Pumpstation "Sudscha" an der russisch-ukrainischen Grenze. Bild: ap

MOSKAU/KIEW/BRÜSSEL rtr/dpa/afp Der russische Gaskonzern Gazprom hat der Ukraine vorgeworfen, die erst am Morgen wieder aufgenommenen Gaslieferungen für Europa zu blockieren. "Die Ukraine hat alle unsere Bemühungen blockiert, Gas nach Europa zu liefern", sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Der Transit durch das Nachbarland in Richtung Europa sei daher technisch nicht möglich. Zudem wirft Gazprom der USA vor, das ukrainische Vorgehen im Gasstreit zu steuern. Gazprom hatte am Morgen nach fast einwöchiger kompletter Unterbrechung seine Gaslieferungen wieder aufgenommen. Europäische Beobachter sollen die Lieferungen überwachen.

Die Ukraine wiederum hat eingeräumt, die Lieferungen von russischem Gas über sein Territorium zu blockieren. Grund seien "nicht hinnehmbare Bedingungen für den Transit", die der russische Gaskonzern Gazprom aufgestellt habe, sagte ein Sprecher der ukrainischen Gasgesellschaft Naftogaz am Dienstag.

Auch die EU-Kommission meldete am Dienstag, die Gaslieferungen aus Russland seien nicht wie geplant angelaufen. "Derzeit strömt wenig oder überhaupt kein Gas", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Über die Gründe wolle man zunächst nicht spekulieren. "Aber diese Lage ist eindeutig sehr ernst", sagte die Sprecherin.

In einem "sehr begrenzten Umfang" sei von 10.00 Uhr an Gas geströmt. Die EU-Beobachter hätten jedoch keinen freien Zugang zu den Leitstellen in Kiew und Moskau. Das sei jedoch nötig, um den Gasfluss genau kontrollieren zu können.

Die Zugangsverweigerung sei ein "eindeutiger Verstoß gegen die bestehenden Vereinbarungen", sagte die Sprecherin. Die Kommission forderte Russland und Ukraine sicherzustellen, "dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen".

Nach Informationen von E.on Ruhrgas sind "erste Mengen russischen Erdgases" ins ukrainische Netz geliefert worden, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Die Versorgung sei demnach aber noch nicht vollständig wieder aufgenommen worden.

Russland hatte am Montag nach einer zweiten Einigung auf die Stationierung der EU-Beobachter angekündigt, die Lieferungen über die ukrainischen Pipelines wieder zu beginnen. Während der Auseinandersetzung um die Gaslieferungen hatte Russland die Lieferungen nach Westeuropa über die Ukraine komplett eingestellt und dem Nachbarland vorgeworfen, unerlaubt Gas abzuzapfen. Die Ukraine hatte die Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen.

Laut den Vereinbarungen zwischen Russland, der Ukraine und der EU sollen EU-Beobachter an fünf Messstationen in der Ukraine und an fünf Messstationen in Russland eingesetzt werden und sicherstellen, dass die russischen Gaslieferungen ordnungsgemäß durch die Ukraine gelangen. Außerdem sollen sie die unterirdischen Gasspeicher in der Ukraine und die Transitstellen zu den westlichen Nachbarstaaten des Landes.

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4 Kommentare

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  • W
    wanja

    h@llo emil, ich stimme dir zu. Mit der langen Schwarzmeerküste könnten auch Wellenkraftwerke viel Strom erzeugen, z.B. Wave Dragon oder Anaconda u.a. vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Wellenkraftwerk und speziell auch http://www.wavedragon.net - diese Modelle arbeiten auf dem Meer, wodurch die Küste selbst z.B. nicht verbaut wird.

  • P
    Peter

    Ich muß schon lange den Kopf schütteln über dieses Schmierentheater. Auf der einen Seite weigert sich die Ukraine, für das Gas Weltmarktpreise zu zahlen. Mit welcher Begründung eigentlich? Gewohnheitsrecht? Mit dem Verweis auf die frühere Partnerschaft in der Sowjetunion?

    Auf der anderen Seite lassen die ukrainischen Herrschenden keine Gelegenheit aus, Rußland vor den Kopf zu stoßen - Krimstreit, NATO, usw. Wie wollen sie dann ernsthaft ein Entgegenkommen von Gazprom erwarten?

    Es wird wirklich Zeit, daß die Ostsee-Pipeline fertig wird.

    Das erinnert mich an die Zeit, als der Handel zwischen der DDR und der Sowjetunion dadurch gestört wurde, daß auf dem Weg durch Polen oft die Ladung von den Güterzügen "verschwand". Als Reaktion darauf bauten die DDR und die Sowjetunion auf der Insel Rügen den Fährhafen Mukran und schipperten mit den Güterzügen auf Fährschiffen über die Ostsee...

  • S
    slava

    Tja, absurder kann sich Ukraine wohl gar nicht benehmen. Und der Vorwuf von Russland ist gut bergündet - wer hat denn 'diese junge Demokratie' in der Ukraine 'unterstützt' ? Nicht USA ?

     

    Und EU hätte sich da mehr Mühe machen sollen, schliesslich sind die betroffenen frierenden Länder in EU nicht wahr ? Eu sollte überhaupt so tun wir Russland - und zwar sich einfach um eigene Interessen kümmern und nicht nach Regeln USA spielen. USA interessiert nicht dass es Europa gut geht, begreifen das denn unsere Politiker gar nicht ???? Schande.

  • E
    emil

    In der Ukraine sollten sie endlich viel mehr Windräder bauen. Das Land hätte z.B. mit nur zwei 2,2 MW Windrädern je 50 km2 Landesfläche mehr als 50 GW verfügbar.

     

    Im schwarzen Meer kommt dazu noch ein großes Offshorepotential. Dazu Gebäudesanierungen und Warmwasserkollektoren, Fotovoltaikanlagen auf Dächern und andere Maßnahmen würden schneller von Erdgas unabhängig machen.