Ganz exklusiv : Schöne Worte ohne Knoten
Neue Gruselbotschaften sickern aus dem Bauch der Sozialbehörde. Alle reden über den Kita-Etat 2005, keiner über 2006. Doch dann soll eine richtig deftige Elternbeitragserhöhung geplant sein, gleich im zweistelligen Prozentbereich, damit es Spaß macht, denn den Protest gäbe es ja sowieso.
Es sei ein „Skandal“, dass Eltern für eine schlechtere Betreuung in Zukunft mehr zahlen sollten, geißelte denn gestern auch SPD-Politikerin Andrea Hilgers und kündigte einen Haushaltsantrag ihrer Fraktion an. „Denn von dieser Senatorin ist nicht mehr zu erwarten. Sie begreift das Thema nicht.“
Wirklich? Ist es so, wie es scheint, dass Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) all ihre verfügbaren Beschützerinneninstinkte nur auf den Haushalt dieser Stadt richtet und nicht auf die ihr anvertrauten Kinder und Familien?
Nein, es ist nicht so. „Mit immer weniger Kindern kann Hamburg nicht wachsen und gedeihen“, sorgt sich die Senatorin anlässlich der für Montag geplanten Gründungsveranstaltung der „Hamburger Allianz für Familien“ in der Handelskammer. Bingo. Deshalb sollten Unternehmen familienfreundlicher werden und die Arbeitswelt dem Wunsch von jungen Männern und Frauen nach einer „ausgewogenen Balance“ zwischen Familie und Beruf Rechnung tragen. „Familienfreundlichkeit ist vielschichtig“, heißt es weiter in der dazugehörigen Pressemitteilung. Dazu gehörten auch „ein gutes Betreuungsangebot für Kinder, ein geeignetes Wohnumfeld und attraktive Freizeitangebote“.
Si, si! Leider wird es beispielsweise dem Zusammenschluss der Hamburger Kita-Elternvertreter, die gegenwärtig stadtweit Anstecknadeln mit Knoten als Protestzeichen gegen die jüngste Kita-Kürzung verteilen, nicht möglich sein, den Worten zu lauschen. Die Familienallianzgründung ist nämlich explizit nichtöffentlich. Aber vielleicht findet sich ja ein Knoten im Publikum. Das ein oder andere Anti-Schulschließungsplakat gehörte übrigens auch dahin. kaj