piwik no script img

Galgenfrist für Vulkanier

■ Bundesanstalt für Arbeit stimmt Bremer Beschäftigungsgesellschaft zu

Bremen (taz) – „Ein guter Tag“, lobte Bremens Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) gestern sich selbst. Er hatte sich am Donnerstag abend mit dem Vulkan- Vergleichsverwalter Jobst Wellensieck und der Bundesanstalt für Arbeit auf ein Modell für eine Vulkan-Beschäftigungsgesellschaft geeinigt. Die Schiffbauer sollen ihre Arbeitsverträge „mit den Unternehmen in Konkurs“ lösen und in die neu zu gründende Gesellschaft überführt werden. „Einmalig“, so die Bundesanstalt, dürfe die Beschäftigungsgesellschaft ihre Leute an Vulkan-Werften ausleihen, falls die wieder Arbeit haben. Das ursprüngliche „Bremer Modell“, nach dem die Werftarbeiter mehrfach ausgeliehen werden durften, war von der Bundesanstalt abgelehnt worden.

Bremens Arbeitssenator appellierte an die Beschäftigten, aus Solidarität geschlossen in die Beschäftigungsgesellschaft überzugehen. Doch insbesondere für die Arbeiter der Bremerhavener Lloyd-Werft, die um einen Anschlußkonkurs möglicherweise herumkommt, macht es überhaupt keinen Sinn, am 30. April in die Beschäftigungsgesellschaft überzugehen, um sich am 2. Mai wieder zurück ausleihen zu lassen. Geschäftsführer Dieter Haake evermutet denn auch, daß die Lloyd- Arbeiter die Beschäftigungsinitiative „nur in einem kleinen Umfang in Anspruch nehmen“ werden.

Bremens grüner Wirtschaftspolitiker Ralf Fücks kritisiert, die große Koalition im Rathaus habe in den vergangenen neun Monaten „kopflos, ziellos und extrem erfolglos“ operiert. Die Bürgschaftssumme sei auf 1,2 Milliarden hochgeschnellt. Für ein unternehmerisches Konzept zur Rettung der Werften müßten die Personalkosten „drastisch“ sinken, Die Schiffe müßten 20 bis 30 Prozent billiger hergestellt werden – einer solchen Lösung gibt Fücks selbst kaum eine Chance. Zum 30. April erwartet auch Bremens Bürgermeister Henning Scherf den Anschlußkonkurs für die Holding „Vulkan AG“. Klaus Wolschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen