Galerieraum F 200: Unter dem Pflaster der Sand
Die berühmten blühenden Landschaften, hier sind sie zu sehen – und die Kohle-Abraum-Bagger. Aber bevor dieser Satz auf die falsche Spur führt: Es geht mal nicht um Ostdeutschland. Die Doppelausstellung von Birgit Maria Wolf und Hannah Becher im zwölf Meter hohen Atrium des Philip-Johnson-Gebäudes in der Friedrichstraße handelt von „Sand und Getriebe“ – so der Ausstellungstitel. Sand aus aller Welt und damit in allen Farben ist das Material, mit dem Birgit Maria Wolf arbeitet. Getriebe wiederum sind essenzieller Teil der Industrieaggregate, die Hannah Becher mit Kohlepapier, Grundierung, Drucken und Schablonen sowie deckenden und transparenten Farben zu ihrem zentralen Bildmotiv übereinander schichtet. In Wolfs zartem Pflanzenfries fällt der ihrem Material so verbundene Strandhafer auf, den die Künstlerin im Berliner Pflaster findet. Die Hauptstadt schwimmt bekanntlich im Sand, mit dem Wolf auch komplexe geometrische Abstraktionen zeichnet. Beim Triptychon „Penrose“, einer mathematischen Visualisierung, verengen beziehungsweise verzerren sie sich immer mehr. Und das Ornament bei „Teppich VI und VII“ ist paradoxerweise kristallin und scharf. Dass also Sand nicht ins Getriebe kommen darf, versteht sich. Die Störungsanfälligkeit der industriellen Ordnung aber fasziniert Hannah Becher durchaus. Das zeigen die Schleier, Risse und Schrunden, mit denen sie die machtvollen Apparate ihrer Großformate belegt, auch wenn sie mit der Zeitlosigkeit des Naturgegenstands auftreten. (wbg)
Bis 14. 7., Mo.– Fr., 11–18 Uhr, Friedrichstraße 200
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