: GUS-Armee droht mit Militäreinsatz
Tiraspol (afp) — Die Spannungen um das 14. Regiment der GUS-Streitkräfte in der selbsternannten russischen „Djnestr-Republik“ im Osten Moldovas (früher Moldawien) nehmen weiter zu. Regimentseinheiten der Stadt Bendery drohten am Mittwoch abend im Rundfunk mit dem Einsatz von Waffen, falls moldovanische Einheiten die Stadt angreifen.
Bislang hatten die GUS-Streitkräfte eine neutrale Haltung in dem Konflikt eingenommen. „Falls es zu einem Angriff der Moldovanen kommt, werden wir die Verantwortung übernehmen und zu den Waffen greifen, um die Stadt zu verteidigen“, sagten Offiziere im Rundfunk. Die Streitkräfte forderten den Status von „Blauhelmen“.
Auch die BewohnerInnen von Benderi sind offensichtlich bereit, ihre Stadt mit Waffen zu verteidigen. Gestern morgen zogen nach vorheriger Demonstration mehr als tausend Frauen zu einer Kaserne der ehemaligen sowjetischen Armee und forderten Waffen für ihre Söhne. In Tiraspol, der Hauptstadt der Region Trans-Dnjestr, fuhren Lautsprecherwagen durch die Straßen und riefen die Frauen auf, sich den DemonstrantInnen vor der Kaserne anzuschließen. Die Nachrichtenagentur 'Interfax‘ berichtete, Freiwillige hätten bereits damit begonnen, Gräben um die Stadt herum auszuheben. „Wir erwarten, daß sich die Situation noch verschlimmert“, sagte Wladimir Momot, ein pensionierter Major der sowjetischen Armee und stellvertretender Leiter der Republikanischen Garde der Dnjestr-Region in Bendery. „Wir wissen nicht, wann wir einen Angriff erwarten sollen. Also müssen wir die ganze Zeit bereit sein.“ Und der Abgeordnete Weniamin Potaschew sagte: „Ab jetzt beginnt der Krieg.“ Ausgelöst worden waren die Proteste und Kriegsvorbereitungen von einem blutigen Zwischenfall am Mittwoch in der Nähe von Bendery: Moldovanische Polizisten hatten einen Militärlaster und einen Bus angegriffen. Dabei starben zehn Menschen.
Am Mittwoch hatte auch der russische Außenministers Andrej Kosyrew in einem Interview mit der Tageszeitung 'Nesawissimaja Gaseta‘ erklärt, Rußland könne zum Schutz der Rechte russischer Volksgruppen in der GUS auch auf „Methoden der Gewalt“ zurückgreifen. „Wir werden die Rechte der Russen in allen anderen GUS-Staaten schützen. Das hat absoluten Vorrang“, sagte er. Die Einheiten des 14. Regimentes sind hauptsächlich im mehrheitlich von Russen bewohnten Ostteil Moldovas stationiert. Mehr als tausend befinden sich allein in Tiraspol.
Um die GUS-Truppen aus dem Konflikt in Moldova herauszuhalten, unterzeichnete der russische Präsident Boris Jelzin am Mittwoch ein Dekret, daß die Soldaten russischem Befehl unterstellt. Der moldovanische Präsident Mircea Snegur ordnete an, daß alle moldovanischen Soldaten, die in GUS-Truppen außerhalb des Landes dienen, bis zum 15. Mai nach Hause zurückkehren, um dort „ihren Dienst an der Waffe fortzusetzen“.
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