GESINE SCHWAN UND DIE 50 MIILLIONEN: DIE NOT DER QUEREINSTEIGERIN : Zwischen zwei Welten
Als letzter Star der SPD erschien die Quereinsteigerin vielen, nachdem sie so souverän über das glatte Parkett einer Bundespräsidentenkür geschritten war. Obwohl Gesine Schwan am Ende dem Favoriten von der CDU unterlag, kehrte sie mit Lob überhäuft auf ihren Posten als Unipräsidentin zurück. Jetzt wird ihr Name im Zusammenhang mit einer Finanzzusage über 50 Millionen Euro genannt. Das Geld soll der Bundeskanzler Schwans Universität für die Gründung einer Stiftung versprochen haben – als Kompensation für ihren Eifer im Dienste der Partei, wie die Opposition kritisiert. Ist die Kandidatin doch noch ins Stolpern geraten, auch wenn sie über den Vorgang kaum straucheln wird?
Schwans Verteidigung kommt halbherzig daher und überzeugt nicht recht. Seit 2001 schon unterstütze Schröder ihr Konzept, die Viadrina mittels einer Stiftung zu finanzieren. Damit bestätigt sie indirekt den Vorwurf: Jahrelang tat sich nichts, und plötzlich sind 50 Millionen da. Da muss man an viele Zufälle glauben, zumal die SPD, von notorischer Glanzlosigkeit geplagt, aus ihrer Dankbarkeit für die Vorzeigefrau nie einen Hehl machte.
So erlebt Gesine Schwan wohl die Not vieler Quereinsteiger: Sie hängt zwischen zwei Welten, die unterschiedlichen Gesetzen gehorchen. Als Unipräsidentin konkurriert sie mit anderen staatlichen und einer zunehmenden Zahl privater Hochschulen. Will sie dieser Rolle gerecht werden, ist es geradezu ihre Pflicht, mit jedem erdenklichen Einsatz Fördermillionen herbeizuzaubern, die sanfte politische Erpressung eines SPD-Vorsitzenden und Bundeskanzlers eingeschlossen.
Als Politikerin aber – und das ist die Sozialdemokratin allein schon, weil sie als Bildungsministerin gehandelt wird – darf sie nicht Regeln verbiegen, die für alle Bürger und Unipräsidenten in gleichem Maße gelten. Sonst steht der Verdacht der Vorteilsannahme im Raum, wenn auch nur zu beruflichen, nicht zu privaten Zwecken. Gesine Schwan kämpft also gerade mit ihrer Form der Doppelbelastung: Nicht Kind und Karriere, sondern politische Ambition und praktische Arbeit geraten einander ins Gehege. PATRIK SCHWARZ