GERÄUSCHE IN DER WOHNUNG : Dringendes Surren
Bei mir in der Wohnung machen nur drei Dinge von sich aus Geräusche: der Kühlschrank, die Heizung, die Katzen.
Der Kühlschrank quakt. Erst dachte ich, ich hab ’nen Teich mit Fröschen hinter der Mauer im Garten, aber dann habe ich mal nachgeschaut, und weil da kein Teich war, musste es was anderes sein: der Kühlschrank eben. Andere brummen und rasseln. Meiner quakt, aber okay.
Bei der Heizung habe ich auch eine Weile gebraucht, um zu schnallen, dass das Pfeifen und Knurren nachts um zwei von ihr kommt und nicht von den Katzen.
Die Katzen dagegen sind leicht: Die schnurren, die fiepsen, die scharren, die poltern auch mal. Manchmal voll nervig, aber immer einfach zu identifizieren als Quelle.
Aber jetzt gibt’s da was, das nicht einfach zu identifizieren ist: ein Brummeln, vielleicht eher ein Surren, ein tiefes, kontinuierliches. Ich suche los, stehe vor der Wand, von wo es zu kommen scheint. „Scheiße“, denke ich sofort, denn eine Freundin hat mir grade gestern was von Kabelbrand erzählt. Ganz heimlich schmort’s da los in der Wand und – zack! – die Wohnung in Flammen.
Ich setze mich und google das gleich, dazu schon mal Preise von Feuerlöschern und Adresse der nächsten Elektrikerin, aber dann stehe ich doch wieder auf und stelle mich direkt vor das Surren und lausche. Klingt eher nach Fußboden als Wand. Mein Blick wandert nach unten, und dann endlich seh ich die Quelle: meine Tasche da, die mit den Sexsachen drin.
„Super“, denke ich und nicht mehr „Scheiße“, weil klar: Der Vibrator da drin, dem war wohl voll öd, kann ich verstehen. Ich hol ihn raus; er surrt und surrt, selbstständig eingeschaltet, ganz dringend war’s wohl. Und weil es so dringend war, tu ich auch was mit ihm, macht eh mehr Spaß als das Googeln von Kabelbrand.
JOEY JUSCHKA