GERÄTE VERSTEHEN : Kopie der Zukunft
So ein Copyshop ist doch auch ein Ort, in dem Alt und Neu raufen. Es geht um Papier im Zeitalter von Screens und Scannern. Der Copyshop bei mir um die Ecke hat jetzt neue Kopierer, nicht hellgrau, sondern schwarz sind sie, und haben noch mehr Knöpfe als die alten, da bin ich sicher, auch wenn ich sie nicht gezählt habe. Neulich kam ich auf die Idee, dort meinen Personalausweis und den Führerschein zu fotokopieren. Zur Sicherheit, falls man die Originale mal verliert. Ich bin über vierzig. Wäre ich halb so alt, käme ich wohl nie auf so eine Idee, denn, wie gesagt, heute gibt es Scanner und das alles.
Wie auch immer, den Ausweis – keine Karte, sondern italienisch und aus Pappe – klapp ich auf und lege ihn aufs Glas. Der Knopf, mit dem man loskopiert, war noch leicht zu identifizieren. Aber auf der Kopie fehlten unten etwa 8 Millimeter meiner Carta d’Identità. Nicht weil der Ausweis aus dem Kopierfeld geragt hätte, denn rund um den kopierten Ausweis war viel leeres Papier zu sehen. Seltsam, dachte ich, aber egal. Doch beim ausgeklappten Führerschein – er ist mehr als 20 Jahre alt und aus rosa Pappe – fehlte wieder ein Streifen, einfach so.
Da rufe ich den Copyshop-Mann und zeige ihm das geheimnisvolle Verhalten des modernen Geräts. Ich frage: „Warum macht er das?“ Der Fachmann sagt: „Weil er das nicht erkennt.“ Vermutlich blieb mein Gesicht im Fragemodus, und der Mann präzisierte: „Weil’s kein A4 ist.“ Er legte beim neuen Versuch ein DIN-A4-Blatt auf den rosa Papp-Führerschein. So wusste das Kopiergerät wohl: DIN-A4, alles kopieren, nix weglassen. Und die Kopie gelang. Ich kam mir vor wie jemand, dem man zeigt, wie man einen Hund dressiert. Wer weiß, ob es in 20 Jahren noch Copyhops gibt. Wenn ja, sind die Geräte hoffentlich wieder dümmer oder noch viel intelligenter, aber nicht so mittelintelligent.
GIUSEPPE PITRONACI