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Archiv-Artikel

GENTECHNIK: VERBRAUCHERSCHUTZ DARF INNOVATIONSFEINDLICH SEIN Unkalkulierbare Risiken

Die grüne Verbraucherministerin Renate Künast steht massiv unter Druck. Verfassungswidrig und innovationsfeindlich sei ihre Politik bei der Grünen Gentechnologie, heißt es unisono bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus den Reihen der im Gleichklang mit der Biotech-Lobby stehenden Oppositionsparteien. Mit dem Verwurf ihre – ohne Zweifel – auf Wahlfreiheit, Verbraucherrechte und Schutz der gentechfreien Landwirtschaft setzende Politik sei nicht mit der Verfassung vereinbar, wird sie gut leben können. Denn letztendlich wird dieser Punkt vom Verfassungsgericht geklärt werden – und man kann nur hoffen, dass sie dort Recht bekommt. Weitaus schwieriger handhabbar dürfte für Künast und auch ihre Partei der Umgang mit dem Vorwurf der Innovationsfeindlichkeit sein. Da schwingt dann unausgesprochen auch gleich immer mit: Hier werden Arbeitsplätze verhindert.

Doch um das Recht der Verbraucher auch auf gentechnikfreie Lebensmittel sicherzustellen, muss verhindert werden, dass die Grüne Gentech-Industrie all ihre Wünsche erfüllt bekommt. Und klar ist auch, dass es Gentech-Pflanzen gibt, die nicht neben herkömmlichen Pflanzen bestehen können, solange es noch Landwirte gibt, die gentechfrei anbauen wollen. Und geht es nach dem Willen der Unionspolitiker, sollen wir Verbraucher gar mit unserer Nahrung ausgebüxte Genkonstrukte zu uns nehmen müssen, von denen kein Mensch weiß, welche Wirkung sie im Körper entfalten. Um derartige Zwangskontaminationen zu verhindern, bleibt Künast nichts anderes übrig, als mit für die Grüne Gentechnik innovationsfeindlichen Regelungen dagegenzusteuern.

Künast arbeitet schon seit längerem daran, das Attribut der Innovationsfeindlichkeit wieder loszuwerden. Der von ihr initiierte Versuchsanbau mit Gentech-Mais ist in diesem Licht zu sehen. Doch ob das der richtige Weg ist, scheint fraglich. Denn ganz aus dem Blick verschwindet dabei, dass aus einigen Produktionsanlagen auch gentechnisch veränderte Organismen auf den Acker kommen. Ganz legal und ohne Proteste, werden die bei der Gentech-Produktion übrig gebliebenen Mikroorganismen als organischer Dünger auf Feldern ausgebracht. WOLFGANG LÖHR