GEGEN DISKRIMINIERUNG HELFEN GESETZE, TROTZ ABSURDER WIRKUNGEN : Hilfe für die Wehrlosen
Keine Frage: Es ist wichtig, dass niemand wegen seiner Hautfarbe, Geschlecht, Religion, sexuellen Neigung oder Behinderung diskriminiert werden darf. Und doch bleibt das Problem, bis in welche Details der Staat dazu berufen ist, dies per Gesetz zu verhindern. Dies ist auch der Kern des Streits um das deutsche Antidiskriminierungsgesetz, das von der Union im Vermittlungsausschuss blockiert wird. Das schwedische Beispiel führt vor, wie schwer eine Grenze zu finden ist zwischen dem Schutz vor Diskriminierung und Bevormundung.
So fallen zunächst die absurden Auswüchse der Neuregelung auf: Per Gesetz könnte künftig verboten werden, dass in Diskotheken nur die Männer Eintritt zahlen. Eine in der Tat altmodische Regelung – nach dem Motto: „Herr“ lädt „Dame“ ein. Doch ob sich Männer pauschal diskriminiert fühlen, weil sie für die Frauen zahlen sollen? Oder die Frauen, weil sie sich von den Männern aushalten lassen sollen? Die meisten Disko-Besucher finden das wahrscheinlich allenfalls albern.
Die Frage ist, ob für solch eine Bagatelle wirklich der Staat zuständig ist. Die diskriminierten Herren oder Damen könnten ja auch einfach woandershin gehen. Wenn die Gäste ausbleiben, würden sich die Preise sicherlich schnell von selbst ändern. Ebenso könnten Frauen ihren Friseursalon boykottieren, wenn sie sich über billigere Männerhaarschnitte ärgern. In diesem Fall sollten sich die Kundinnen ihrer Macht bewusst werden, anstatt auf einen autoritären Staat zu hoffen, der mit Verboten eingreift.
Leider funktioniert das nicht immer: Die Macht der Verbraucher hört da auf, wo es sich um Minderheiten handelt. Wenn sämtliche Rollstuhlfahrer Berlins sich weigern, mit der S-Bahn zu fahren, weil es an vielen Bahnhöfen keinen Aufzug gibt, wird das nichts bewirken – es sind zu wenige.
Und genau deshalb bleibt das Antidiskriminierungsgesetz richtig, trotz seiner gelegentlich absurden Auswüchse und obwohl es in manchen Fällen besser wäre, auf den Staat zu verzichten. Unerwünschte Nebenwirkungen lassen sich eben nicht immer vermeiden. KATHARINA KOUFEN