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■ GEDULD UND GELDWenn der Fahrer keine Ahnung hat, gehe ich lieber zu Fuß weiter

GEDULDUNDG E L D Wenn der Fahrer keine Ahnung hat, gehe ich lieber zu Fuß weiter.

Peter Wolff, 28, Prenzlauer Berg

Ich erkenne Unterschiede nur selten. Höchstens die Ortskenntnis ist bei den Osttaxifahrern im Westteil, bei den Westtaxifahrern im Ostteil schlechter. Die Ostfahrer gucken schon mal auf einen Stadtplan und machen nicht den Maxe. Manchmal sind die Taxen anders. Wenn »Spree- Taxi« draufsteht, dann sitzt garantiert ein Ostberliner drin. Im Westen fahren fast durch die Bank Mercedes-Taxen, im Osten sieht man dagegen schon mal einen Toyota. Freundlich sind alle Fahrer in beiden Stadthälften.

Ich fahre nicht so oft mit dem Taxi, das ist ja viel zu teuer. Ich fahre lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber wenn ich Taxi fahre, dann achte ich überhaupt nicht darauf, ob das jetzt eines aus dem Osten ist oder aus dem Westen. Ich nehme, was gerade kommt. Und dann war ich immer zufrieden. Ob ich schon mal ein Taxi aus dem Osten erwischt habe, kann ich gar nicht sagen. Und nach Ost-Berlin komme ich selten. Wieso sollte es da überhaupt Unterschiede geben? Wie kann man die denn erkennen?

Ich finde, daß die Taxifahrer im Osten wirklich in Ordnung sind und sehr freundlich. Die geben auch zu, daß sie das alles noch nicht so kennen, obwohl in den Wagen ja hauptsächlich ältere Berufsfahrer sitzen. Ich bewundere, daß die sich trauen, hier rumzufahren. Weil ich selber mal Taxi gefahren bin, bin ich da aber auch rücksichtsvoller und geduldig. Ich frage einfach, ob sie den Weg kennen und sage denen eben, wo sie lang müssen. Ich lasse es nicht drauf ankommen und warte, bis das Malheur passiert ist.

Es ist mir schon passiert, daß ein Ostchauffeur keine Ahnung hatte, wo die Straße liegt, zu der ich hin wollte. Das war mir dann zu doof und hat mich so genervt, daß ich halt zu Fuß weitergegangen bin. Aber ich achte trotzdem nicht darauf, ob ich ein Ost- oder ein Westtaxi erwische — ich wüßte auch gar nicht, woran ich das am Wagen erkennen soll, aus welcher Hälfte der Stadt der Fahrer kommt. Hauptsache, die wissen, wohin ich will. Außerdem gibt es im Westen wie im Osten solche und solche Taxifahrer.

Ich mußte schon paar mal aus einem Osttaxi ausgestiegen, weil der Fahrer keinen Schimmer hatte — meist war ich im Endeffekt weiter von meinem Zielort entfernt als vorher. Das Geld habe ich leider nicht zurückbekommen. Ich achte jetzt darauf, in welches Taxi ich einsteige, obwohl es inzwischen schwer geworden ist, sie an den Nummernschildern zu unterscheiden. Im Westen sitzen meistens Studis hinterm Lenkrad — mit denen kann man ein bißchen reden. Die Ostler sind mehr Berufsfahrer, aber deswegen nicht gleich bösartig.

Wenn die Ostberliner Taxifahrer auf den Stadtplan gucken müssen, finde ich das nicht schlimm. Die verplempern allenfalls mal fünf Minuten. Teurer wird das dadurch nicht, denn Umwege kosten schließlich auch Zeit und Geld. Außerdem gibt es im Osten Taxen, die nicht beige sind — da fährt auch mal ein grüner Opel rum. Das finde ich witzig. Nette oder unfreundliche Fahrer gibt es überall, jeder kann mal einen schlechten Tag haben.

Umfrage: SoS,

Fotos: Marco Limberg/G.A.F.F., FvD

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