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Archiv-Artikel

GEDENKEN Blutiger Sonntag

Von MATT

Eskaliert ist die Situation am späten Nachmittag des 17. Juli 1932. Rund 7.000 Nationalsozialisten, darunter etliche uniformierte SA-Schergen, marschierten durch die verwinkelten Gassen der Altstadt des „roten Altona“. Eine ungeheure Provokation für die Bewohner_innen des damals noch als „Klein-Moskau“ bekannten Stadtteils: Schüsse fallen, zwei SA-Männer werden tödlich getroffen. Die kurz darauf eintreffende Polizei beginnt sofort, auf vermeintliche Angreifer und „Dachschützen“ zu schießen.

Am Ende der blutigen Auseinandersetzung sind 16 unbeteiligte Altonaer_innen tot – die meisten offenbar Opfer einer wild herumschießenden Polizei. Für das Kabinett Papen lieferte das als Altonaer Blutsonntag bekannt gewordenen Ereignis einen willkommenen formalen Anlass, drei Tage später die noch amtierende preußische Regierung im „Preußenschlag“ abzusetzen – eine entscheidende Erleichterung für die spätere Zentralisierung des Reiches unter Adolf Hitler.

Ein knappes Jahr nach dem Altonaer Blutsonntag kommt es nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten und einseitigen Ermittlungen der Staatsanwälte schließlich zum inszenierten Prozess vor dem Altonaer NS-Sondergericht, an dessen Ende die kommunistischen Widerstandskämpfer August Lütgens, Walter Möller, Karl Wolff und Bruno Tesch ohne stichhaltige Beweise wegen Mordes zum Tode verurteilt werden. Am 1. August werden sie auf dem „Weiberhof“ hinter dem Gericht mit dem Handbeil ermordet. Mehr als 100 andere Angeklagte erhalten außerdem in insgesamt sechs Prozessen zum Teil langjährige Haftstrafen.

Am Dienstagabend erinnert die VVN-BdA gemeinsam mit der Ver.di-Jugend und der Altonaer Plattform gegen Verdrängung anlässlich des 80. Jahrestages des Altonaer Blutsonntags mit einen szenischen Stadtteilspaziergang unter anderem mit den Schauspielern Michael Bideller und Peter Franke sowie einer Abschlusskundgebung mit Musik und Film ab 20 Uhr im Walter-Möller-Park an die Geschehnisse und gedenkt der Opfer.  MATT

■ Di, 17. 7., 18 Uhr, Treffpunkt: August-Lüttgens-Park