piwik no script img

GASTQUERSPALTEStasi Goreng

■ Rostock, es waren die Roten!

Seht ihr. Von wegen deutsche Jugend, von wegen Gewalt von rechts, von wegen undeutsches Gegröhle durch deutsche Jugendliche. Gesteuert wurden die armen, hilflosen Jugendlichen (zwischen 18 und 58) nicht von deutschen, sondern von geheimen und nun bildseidank enttarnten Stasiagenten. Konrad Adenauer hat bei seinem ersten Treffen mit Churchill Anfang der fünfziger Jahre auf dessen Fragen nach der DDR sinngemäß gesagt: Neben den Deutschen sei die Zahl der Kommunisten nach wie vor recht klein. Die Entdeutschung der Kommunisten war ein wunderbares Mittel; den knabbernden Dauernagern am Vaterland, an der Marktwirtschaft, am Frieden und am Wohlbefinden als nichtdeutschen Dauerteufel dingfest zu machen:

Der Kalte Krieg hatte wunderbar beiden Seiten die religiöse Argumentation geschenkt: Jenseits der Mauer ist der Teufel, und wer diesseits gegen uns ist, ist ein Agent des Teufels. Und umgekehrt. Das scheint in vierzig Jahren so in Fleisch und Blut übergegangen, daß es bei manchen, so der Bild- Zeitung und dem innenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, geradezu genetische Wirkungen gezeigt hat. Aus dem Dauerteufel von gestern wird flugs der Feuerteufel von heute geknetet.

Jetzt ist Rostock erst richtig erklärt: Es ging nicht um mordbereite Gewalt von rechts gegen Frauen, Kinder, gegen deren Väter und Männer, es ging nicht um brutale Brandattacken auf Polizeibeamte, nein, der alte Teufel von jenseits der Mauer war aus seinen unterirdischen Gängen gekrochen und hatte all die Gewalttat angezettelt und angefacht. Jetzt haben wir die plausible Erklärung. Es waren keine deutschen Urheber des Brandrausches von Rostock, sondern altbekannte Stasikommunisten. Von irgendwoher, aus dem Untergrund, aus Moskau, aus der Galaxis, wer weiß, vielleicht auch aus dem fernen hinterhältigen Asien. Fettgenährt vom Stasi Goreng. Pfui Teufel. Freimut Duve

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen