GASTKOMMENTAR: Hölle im gelobten Land
■ Israel und die besetzten Gebiete
Wenn es irgendwie eine Hölle gibt, muß sie der ähnlich sein, die ich in den Lagern von Gaza gesehen habe. Dabei geht es nicht um das Elend, das dort herrscht, sondern um die Willkür und Brutalität, mit denen die israelische Armee dort haust. Dennoch geht vom jetzigen Volksaufstand, der nicht nur Gaza, die Westbank und Ostjerusalem umfaßt, sondern mit dem sich auch die Palästinenser solidarisieren, die israelische Staatsbürger sind, eine Gefahr für den zionistischen Charakter des Staates Israel aus. Die jetzige Regierung ist weder bereit, mit der PLO zu verhandeln, noch die besetzten Gebiete zu räumen. Kolonialismus aber in einer Periode von Befreiungsbewegungen gegen koloniale Unterdrückung muß sich letzten Endes als Anachronismus erweisen.
Es ist unwahr, daß niemand mit Israel verhandeln will, aber diese Regierung tut alles, damit sie nicht gezwungen ist, Konzessionen von palästinensischer Seite mit eigenen Kompromissen entgegenzukommen. Es ist auch nicht wahr, daß die ganze Welt gegen Israel ist, aber diese Regierung ruft Widerstand auch in der jüdischen Welt und in Israel selbst hervor durch die Knüppelpolitik, die von ihr angeordnet wurde.
Der Likud von Schamir sieht in einem Rückzug aus den besetzten Gebieten und in einer internationalen Konferenz eine tödliche Gefahr. Die eigentliche Gefahr für die Israelis geht heute jedoch von denen aus, die sich an die Annexionen klammern, die zu keinem Kompromiß bereit sind. Ein neues „Masada“ würde weder Sieger noch Besiegte übrig lassen, beide würden sich wie Skorpione, die in einem Glas gefangen sind, gegenseitig umbringen. Das aber hat dieses wunderschöne Land und haben die Menschen, die dort leben, nicht verdient. Jakob Moneta, IG Metall
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