GALERIE JOCHEN HEMPEL : Rund um den Ball: Strände, Käfige und Auftragsmord
Dass sich auch Künstler mit Fußball auseinandersetzen, ist weder neu und schon gar nicht überraschend. Trotzdem verblüfft „The Cambridge Rules“ mit der Aufstellung im Manschaftsformat. Die Cambridge-Regeln sind die erste Sammlung von Fußballregeln und wurden 1848 veröffentlicht. Noch heute sind sie Basis des Fußballspiels. Basisarbeit zeigt auch der Schotte Ian Stenhouse, der mit „No Dice“ vierteljährlich ein Magazin über den Berliner Fußball jenseits von Profitum herausgibt. Bei seinen Recherchen hat er viele Käfige und Bolzplätze entdeckt und besondere Momente und Perspektiven fotografiert. Etwa die auf drei junge Frauen, kurz bevor die eine der Ladys auf den Platz rennt und den Schiedsrichter wegen eines vermeintlich unangebrachten Platzverweises ihres Freundes körperlich angreift. Philip Grözinger, der die 10 Produzenten (+ Coach) eingeladen hat, zeigt die Motorhaube des von der Stasi ermordeten ostdeutschen Fußballspielers Lutz Eigendorf, der nach seiner Flucht in den Westen gegen Mielke polemisiert hatte. Die Stasi sorgte dafür, dass der in einer Kneipe zu viel Alkohol trank, drängte ihn nach Hause zu fahren, um ihn dann in einer uneinsichtigen Kurve zu blenden und den tödlichen Unfall zu provozieren. Grözinger suchte einen identischen Oldtimer und rekonstruierte das Mordwerkzeug. Lustig bis bissig ist das Gemälde von Moritz Schleime, der eine nahezu groteske Klischeelandschaft am brasilianischen Strand zeigt. MJ
■ Bis 10. 7., Di–Sa 11–18 Uhr, Lindenstr. 35