■ Fußball-EM: 16 aus 48
Manchester (dpa/taz) – Die Länderinflation in jenem Staatengebilde, das die UEFA als „Europa“ definiert, schlug sich bei der Auslosung zur Fußball-Europameisterschaft 1996 vor allem in der Qualifikationsgruppe 4 nieder. Begünstigt durch die kuriose Entscheidung, die Ukraine in den zweitstärksten Lostopf zu stopfen, während Teams wie Belgien, Schottland oder Bulgarien in den Pott der dritten Garnitur verbannt wurden, bescherte den topgesetzten Italienern ausreichend Gelegenheit, die Geographie osteuropäischer Gefilde zu studieren. Die Jünger des Weltfußballers Roberto Baggio bekommen es mit Kroatien, Litauen, Estland, Slowenien und nämlicher Ukraine zu tun.
Noch nie hatte es ein zahlenmäßig so großes Teilnehmerfeld bei einer EM-Qualifikation gegeben. Neben dem gesetzten Gastgeber England streiten 47 Verbände um die 15 freien Plätze. Erstmals sind zehn Länder aus der zerfallenen früheren Sowjetunion dabei sowie drei aus dem ehemaligen Jugoslawien. Getrennt treten auch die Mannschaften der Tschechischen Republik und der Slowakei an; Premiere feiert ebenso Liechtenstein.
Auch beim deutschen Team dürfte als erstes der Atlas gewälzt worden sein, wobei die Auffindung der Gegner Wales und Bulgarien wohl vergleichsweise leicht fiel. Auch Albanien ist ein alter Bekannter aus diversen, meist in schmerzlicher Erinnerung befindlichen Qualifikationstreffen. Wesentlich exotischer dagegen die Kontrahenten Georgien, durch die Erfolge von Dynamo Tiflis in den achtzigerJahren immerhin ein Begriff, und Moldawien, dessen Mannschaft aufgrund der Querelen mit der Dnjestr-Republik wohl im wesentlichen eine Stadtauswahl von Kischinjow sein wird. Die Akteure vom stärksten Klub Dnjestr Teraspol weigern sich, im moldawischen Trikot aufzulaufen.
„Es hätte schlimmer kommen können“, kommentierte Bundestrainer Berti Vogts die Zusammensetzung der Gruppe 7 und dachte dabei wohl in erster Linie an die Gruppe 2 mit Dänemark, Spanien und Belgien oder die Gruppe 6 mit Irland, Portugal, Nordirland und Österreich.
Die Qualifikation für die EM, die vom 8. bis 30. Juni 1996 in England stattfinden wird, beginnt schon kurz nach der WM in den USA, im September 1994. Die acht Gruppensieger qualifizieren sich neben Gastgeber England für die Endrunde. Für die Ermittlung der Reihenfolge unter den Zweitplazierten wird die UEFA eine Extrawertung aufstellen, in der in den jeweiligen Gruppen nur die Spiele der ersten vier berücksichtigt sind. Nach einem Quotienten qualifizieren sich die besten sechs Zweiten; die beiden schlechtesten Zweitplazierten tragen ein Relegationsspiel auf neutralem Platz um den 16. Endrundenplatz aus.
Gruppe 1: Frankreich, Rumänien, Polen, Israel, Slowakei, Aserbaidschan
Gruppe 2: Dänemark, Spanien, Belgien, Mazedonien, Zypern, Armenien
Gruppe 3: Schweden, Schweiz, Ungarn, Island, Türkei
Gruppe 4: Italien, Ukraine, Kroatien, Litauen, Estland, Slowenien
Gruppe 5: Niederlande, Norwegen, Tschechische Republik, Weißrußland, Malta, Luxemburg
Gruppe 6: Irland, Portugal, Nordirland, Österreich, Lettland, Liechtenstein
Gruppe 7: Deutschland, Wales, Bulgarien, Georgien, Albanien, Moldawien
Gruppe 8: Rußland, Griechenland, Schottland, Finnland, Färöer Inseln, San Marino
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