: Für Nigeria-Boykott
■ Wole Soyinka: Deutsche Regierung ist über Militärregime schlecht informiert
Bonn (taz) – Der nigerianische Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka hat die Bundesregierung zu einer umfassenden Isolierung seines Landes aufgerufen. Deutschland solle zusammen mit anderen westlichen Staaten einen Wirtschaftsboykott und ein Öl- Embargo gegen die westafrikanische Diktatur verhängen, forderte der Literat gestern in Bonn. Nach einem Gespräch mit der Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Bündnis 90/Die Grünen) unterstrich der im US-amerikanischen Exil lebende Schriftsteller, die Bundesregierung müsse sich eindeutig gegen das „grausame und bösärtige Regime“ stellen.
Die Militärdiktatur unter General Sani Abacha habe sich entgegen der Darstellung der deutschen Regierung seit der Ermordung Ken Saro-Wiwas vor etwa einem Jahr in keiner Weise gebessert. Teile des Regimes nähmen lediglich bei der Wahl der Unterdrückungsmethoden ein wenig Rücksicht auf internationale Kritik.
Soyinka zeigte sich irritiert davon, wie falsch die Bundesregierung die Lage in seinem Land einschätze. Zwar habe sie sich bereits für die nigerianische demokratische Opposition eingesetzt. Es könne aber sein, daß sie nun falsch über die „faschistischen Bedingungen“ in Nigeria unterrichtet sei. Angesichts der deutschen geschichtlichen Erfahrungen etwa mit DDR-Flüchtlingen sei ihm die Asylpolitik der Bundesregierung gegenüber nigerianischen Emigranten unverständlich. Die Regierung müsse sich eingehender mit Asylanträgen nigerianischer Flüchtlinge beschäftigen. Es könne nicht sein, daß manche von ihnen als Wirtschaftsflüchtlinge abgelehnt würden, obwohl ihnen Gefängnis, Folter oder Mord drohe. Philipp Gessler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen