Fünf Fragen an Bernd Pickert zur US-Vorwahl: "Kalifornien ist besonders wichtig"
Warum es eine lange Nacht wird, bei den Republikanern eher eine Entscheidung fällt als bei den Demokraten - und warum offene Vorwahlen McCain und Obama nützen.
1. Wieviele Delegierte werden am Super Tuesday bestimmt?
Bei den Demokraten 2.084 Delegierte, bei den Republikanern 1.191.
2. Und wie viele braucht man zum Gewinnen?
Bei beiden Parteien würden die heute zu vergebenden Delegierten schon reichen - wenn sie alle an einen Kandidaten gingen. Um bei den Demokraten die Mehrheit zu erreichen, braucht es 2.025 Delegerte, bei den Republikanern 1.081. Die Nominierungsparteitage im Spätsommer - bei den Demokraten in Denver, Colorado, bei den Republikanern in Minneapolis, Minnesota - leiten die Endphase des heißen Wahlkampfes um das Weiße Haus ein. Sie sind normalerweise als große Shows der absoluten Geschlossenheit der jeweiligen Parteien hinter ihren Kandidaten inszeniert und sollen denen einen gehörigen Schwung verschaffen. Das Auszählen von Delegiertenstimmen hat normalerweise auf so einem Parteitag nichts mehr verloren.
3. Könnten die Rennen heute entschieden werden?
Im Prinzip ja - allerdings ist das insbesondere bei den Demokraten unwahrscheinlich. Denn während bei den Republikanern in den meisten Staaten ein "The-winner-takes-it-all"-System gilt, bei dem also derjenige Kandidat mit den meisten Stimmen alle Delegierten des Bundesstaates bekommt, gilt bei den Demokraten ein Verhältniswahlrecht, bei dem sich eben knappe Ergebnisse, wie sie zwischen Obama und Clinton fast überall vorausgesehen werden, auch nur knappe Unterschiede bei der Delegiertenverteilung mit sich bringen. Allerdings werden bei den Demokraten auch noch die so genannten "Superdelegierten" eine Rolle spielen - das sind insgesamt 796 Delegierte, die nicht gewählt, sondern bestimmt werden, darunter etwa alle demokratischen Kongressabgeordneten und Senatoren, frühere Präsidenten (inklusive Bill Clinton), Gouverneure etc. Sie können abstimmen, für wen sie wollen - und sind in der Regel eher bei Hillary Clinton. In den taz.de-Grafiken sind die Superdelegierten schon eingerechnet.
4. Welche Staaten sind am Super Tuesday besonders wichtig?
Die meisten Delegierten werden bei den Demokraten in Kalifornien, New York, Massachussettes, New Jersey und Georgia vergeben - wobei Kalifornen mit insgesamt 441 Delegierten den größten Anteil stellt. Genau dort aber wird die Auszählung allerdings auf beiden politischen Seiten am langwierigsten, und es könnte der Bundesstaat werden, der die Nacht sehr lang werden lässt. Denn auch bei den Republikanern - werden die Delegierten in Kalifornien nach Wahlbezirken vergeben, 3 Delegierte pro Bezirk. Das macht es bei beiden Parteien möglich, dass die Gesamtzahl der Stimmen in Kalifornien - das so genannte popular vote - sich anders verteilt als die Delegiertenzahlen, die am Schluss vergeben werden.
5. Welcher Kandidat profitiert von welchem Wahlsystem?
Auf beiden Seiten gibt es so genannte offene oder geschlossene Vorwahlen. Bei geschlossenen können nur registrierte Parteianhänger mitstimmen - bei den offenen jeder. Offene Vorwahlen haben Vorteile für die Kandidaten John McCain auf republikanischer und Barack Obama auf demokratischer Seite. Beide sind eher als ihre Kontrahenten in der Lage, Wechselwähler oder gar moderate Anhänger der anderen Seite für sich zu begeistern.
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