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Führungskrise bei den Republikanern

■ Zweiter Spitzenfunktionär stellt sich gegen Schönhuber

Bonn (AFP) – Die Ratten verlassen das sinkende Schiff: Zwei Wochen nach der Bundesschriftführerin der rechtsradikalen Republikaner, Martina Rosenberger, hat jetzt auch der Bundesorganisationsleiter Udo Bösch Parteichef Franz Schönhuber die Gefolgschaft gekündigt. In der ZDF-Sendung „Frontal“ begründete Bösch gestern seinen Austritt damit, daß die öffentliche Abgrenzung Schönhubers gegenüber rechtsextremistischen Positionen ein Lippenbekenntnis sei. Die Reps hätten den Schritt hin zu einer demokratischen Programmpartei nicht geschafft. Schönhubers Führungsstil sei diktatorisch und Teile der Parteiführung seien Extremisten. Es müsse verhindert werden, daß die Republikaner in weitere Parlamente einziehen. Die Reps selbst bezeichneten Bösch als „eingeschleusten Geheimdienstagenten“, der sich mit seinem Austritt selbst enttarnt habe.

Bösch sagte laut ZDF: „Ich bin am Ende der Fahnenstange angekommen - ich will mich nicht weiter schuldig machen.“ Mit diesen Worten begründete Bösch, Sicherheitsberater und Mitglied der Bundeswahlkampfleitung, seine Entscheidung. Laut ZDF erhärten Aussagen Böschs den Verdacht, daß ein Rep-Funktionär aus Nordrhein-Westfalen zumindest Mitwisser eines Angriffs auf ein Asylbewerberheim im nordrhein-westfälischen Bergheim-Zieverich 1991 gewesen sei.

Der stellvertretende Rep-Vorsitzende Rolf Schlierer erklärte in Bonn: „Mit Maulwürfen dieses Zuschnitts werden wir wohl in diesem Staat leben müssen. Den Erfolg unserer Partei können die Altparteien mit solchen eingeschleusten Gestalten jedoch nicht verhindern.“ Die Reps würden nach den bisherigen Umfragen bei der Bundestagswahl an der Fünfprozenthürde scheitern. Rosenberger hatte als Bundesschriftführerin der Reps Mitte Mai ihre Ämter aus Protest gegen das „wachsende rechtsextreme Gedankengut“ unter den Reps niedergelegt und war aus der Partei ausgetreten.

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