Frust bei der Beratungsstelle für Heimkinder: "Gegen die Wand"
Die Leiterin der Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder wirft ihren Job hin. Sie kritisiert v.a. den Personalmangel und unklare Anweisungen.
![](https://taz.de/picture/220063/14/heimkind_340563489056.jpg)
Nur wenige Wochen nach Eröffnung der Berliner Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder hat die zuständige Projektkoordinatorin aus Frust gekündigt: „Ich finde es unverantwortlich, gegenüber den ehemaligen Heimkindern Hoffnungen zu wecken, die dann nicht erfüllt werden“, sagte Daniela Gerstner am Sonntag der taz. Rund 250 Anfragen hätten sie und ihre zwei Kollegen bislang gehabt. Sie habe sich aber nicht in der Lage gesehen, im Interesse der Betroffenen zu arbeiten, sagt Gerstner. In der Beratungsstelle sollen Menschen, die als Kinder in Heimen missbraucht wurden, finanziellen Ausgleich für Folgeschäden beantragen können. Gerstner beschreibt die Stelle jedoch als eine „Anlaufstelle gegen die Wand“.
Zu wenig Personal
Die Sozialpädagogin bemängelt, das Personal reiche nicht aus, um die Anfragen abzuarbeiten. Zudem seien grundlegende Fragen nicht geklärt: Wer hat welchen Anspruch? Wie werden Sachleistungen abgerechnet? Die oft traumatisierten Betroffenen litten unter der Bürokratie. Auch hält Gerstner es für falsch, dass die Beratungsstelle der Senatsverwaltung für Jugend zugeordnet ist. Die Senatsverwaltung für Soziales sei besser geeignet.
Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte die Beratungsstelle am 19. Januar eröffnet, in jedem Bundesland gibt es eine solche Stelle. In einem bundesweiten Fonds stehen 120 Millionen Euro für die Opfer zur Verfügung. Das Geld stammt vom Bund, den westdeutschen Bundesländern sowie den Kirchen.
Die Berliner Beratungsstelle ist einem freien Träger zugeordnet, der Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit. Deren Chefin war am Sonntag nicht zu erreichen. Ein Sprecher der Jugendverwaltung sagte, dass die Berliner Beratungsstelle im Vergleich zu denen der anderen Bundesländer über mehr Personal verfüge.
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