Frühe Sprachförderung : Späte Avantgarde
NRW soll das Land der neuen Integrationschancen werden. Mit dieser Devise und einem dazugehörigen Aktionsplan gingen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und sein Integrationsminister Armin Laschet auch im Bund hausieren. Die verpflichtenden Sprachtest, mit denen die Landesregierung ab März die Deutschkenntnisse aller Vierjährigen überprüft, kamen auch bei der Bundeskanzlerin Angela Merkel gut an: Sie wünscht sich für das ganze Bundesgebiet solche Tests, sagte sie vergangenen Oktober. Dass NRW mit seinem hohen Migrantenanteil hier eine Vorreiterrolle übernimmt, ist sicher kein Fehler. Dass dieses Land mit früher Sprachförderung 2007 als avantgardistisch gilt, zeugt aber auch von einem Riesenversäumnis in der Vergangenheit.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
Die Einwandererfamilien leben nicht erst seit gestern hier. Dass ihre Kinder zu Hause erst einmal eine andere Sprache als Deutsch lernen, ist auch bekannt. Eine frühe Förderung der deutschen Sprache wäre vor zwanzig Jahren sogar noch notwendiger gewesen als in der Gegenwart: Immerhin haben viele der heutigen Kindergarten- und Schulkinder Eltern, die hier aufgewachsen sind und bereits Deutsch können. Dass ausgerechnet eine schwarz-gelbe Regierung damit anfängt, Sprachdefizite zu überprüfen und zu bekämpfen, ist peinlich für die Grünen und die SPD, die sich immer sehr einwandererfreundlich geben.
Es bedurfte der schlechten PISA-Ergebnisse 2003, um über frühe Sprachförderung nachzudenken. Dazu kommen die Befürchtungen der Unternehmen, dass es ihnen bald an Fachkräften mangeln wird. Letztendlich waren es auch die Unruhen von Ghetto-Jugendlichen in Frankreich 2005, die Alarmglocken ausgelöst haben. Die Jugendlichen, die heute keinen Ausbildungsplatz kriegen, weil ihre Bewerbungen lauter Fehler enthalten, kann Laschets Integrationsplan nicht mehr retten.