: Frieren für die Rolling Stones
Die ersten kommen schon nachts um halb zwei. Der Vorverkauf beginnt um zehn Uhr morgens – für den Höhepunkt am 17. August 1995! Zitteraal Mick Jagger und seine Freunde, gesponsert von Volkswagen, in der Voodoo Lounge von 1936. Berliner Olympiastadion, 45.000 Sitzplätze für 76,50 Mark – Stehplätze verboten. Als am Montag das Kartenhäuschen am Funkturm-Palais endlich die Rolläden hochzieht, stehen bereits Tausende davor in der Kälte, die steifen Finger um die Schecks gekrallt. Mehr als 32 Tickets darf niemand auf einen Schlag kaufen. Das sind 2.448 Mark zinsfreier Vorschuß. Die Stimmung in der Schlange ist gut. Wintercamping mit Thermoskanne. Viele Walkmen, einige Handys, die Wartenden stehen zumeist in der Mitte des Lebens. In zehn Jahren dürfen sie über den Vorruhestand nachdenken. So wie Mick. Und Vater Kroll. Drei Stunden Wartezeit hat er schon rum. Für die Stones will er die Toskana ausfallen lassen. Seine Techno-Kinder sollen mal hören, was Musik ist.
Daniel, Jahrgang 1972, kauft sechs Karten. Zwei für Mama, zwei für den Schwarzmarkt, und zwei – mal sehen! Am Nachmittag sind 30.000 Karten verkauft. Der gepanzerte Geldtransporter fährt vor. aku/Foto: AP
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