: Friedliches Bild in der Wintersonne
■ Westliche Presse soll über die Situation nach dem Waffenstillstand berichten
Zum ersten Mal seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen durfte gestern ein Korrespondent der BBC gemeinsam mit einer Gruppe anderer westlicher Journalisten wieder nach Kabul. „Bei unserer Landung auf dem Kabuler Flughafen haben wir als erstes zwei sowjetische Helikopter gesehen, die ein Tupolew–134 der Aeroflot eskortierten. Auf dem Boden standen dann zu beiden Seiten der Landebahn Flugzeuge und Helikopter der afghanischen Luftwaffe. Die militärische Präsenz war stark, dennoch war es ein friedliches Bild in der winterlichen Sonne. Sehr ruhig, kaum etwas los. Sowjetische Soldaten haben wir keine gesehen, auch in der Stadt nicht, obwohl man ihre Zahl in Afghanistan noch auf 100.000 schätzt. Nur ein Poster hing am Flughafengebäude, auf dem sich afghanische und sowjetische Soldaten die Hände reichen. Man gab uns einen sorgfältig vorbereiteten Empfang, mit großer Polizeieskorte für unseren Bus auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt. Wir sollten offensichtlich den Eindruck bekommen, daß ungeachtet der sowjetischen Unterstützung es die Afghanen sind, die die Sache in der Hand haben. Ob das stimmt, ist eine andere Frage. Natürlich hätte man uns zu diesem Zeitpunkt nicht ins Land gelassen, wenn es nicht um den nationalen Versöhnungsplan der Regierung ginge. Afghanische Beamte haben uns auch offen gesagt, daß wir hineingelassen wurden, um uns über den Versöhnungsplan zu informieren. Moskau investiert natürlich auch eine ganze Menge Propaganda in den Plan, wie der jüngste Besuch von Außenminister Schewardnadse und dem neuen außenpolitischen Berater des Kreml, Anatolij Dubrynin, zeigt. Insofern werden wir Journalisten auch benutzt, aber Kabul und Moskau gehen mit unserem Besuch zugleich ein Risiko ein - daß es während unserer Anwesenheit hier wirklich so rosig hier bleibt.“ Jeremy Harris
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