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Friedensverhandlungen wiederaufgenommen

■ Tschetschenische Rebellen fordern konkretes Datum für Truppenabzug

Nasran (AFP) – Acht Monate nach Unterbrechung der Friedensverhandlungen in Tschetschenien haben gestern Vertreter Rußlands und der tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfer in Nasran, der Hauptstadt Inguschetiens, ihre Gespräche über die Zukunft der abtrünnigen Kaukasusrepublik wiederaufgenommen. Bei den Gesprächen geht es um ein Ende der Kämpfe und den geplanten Gefangenenaustausch. Die Rebellenführer wiesen ihre Delegation an, „innerhalb von sieben Tagen“ einen Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien zu erreichen. Die tschetschenische Delegation wurde von Vizepräsident Said- Hassan Abumuslimow angeführt, die russische von Nationalitätenminister Wjatscheslaw Michailow.

Die Verhandlungen waren im Waffenstillstandsabkommen vom 27. Mai vereinbart worden, das der russische Präsident Boris Jelzin und der tschetschenische Präsident Selimchan Jandarbijew bei ihrem Treffen in Moskau ausgehandelt hatten. Die Verhandlungen sollten bereits am Samstag in Dagestan beginnen, doch dieser Termin war wegen „technischer Schwierigkeiten“ verschoben worden. Wie das tschetschenische Delegationsmitglied Mowlem Salamow, ein enger Berater Jandarbijews, erklärte, fordern die Rebellen ein konkretes Datum für den Truppenabzug. Zudem müsse es einen „realen“ Waffenstillstand geben. Die Rebellen zweifeln an der Absicht Jelzins, wirklich Frieden zu wollen, und sprechen von „Wahlkampfmanövern“. Jelzin hatte mehrfach erklärt, ohne einen Frieden in Tschetschenien könne er die Präsidentschaftswahlen am 16. Juni nicht gewinnen.

Der Waffenstillstand, der am Freitag abend in Kraft trat, ist bereits mehrfach gebrochen worden. Russische Kampfflugzeuge bombardierten gestern nach Angaben der Unabhängigkeitskämpfer im Südosten Tschetscheniens mehrere Dörfer. Erst am Montag hatten die russischen Truppen die Belagerung der Stadt Schali aufgehoben, in der sie den tschetschenischen Stabschef Maschadow mit 150 Kämpfern vermuteten. Die tschetschenische Seite hatte die Belagerung als „Provokation“ bezeichnet und erklärt, die Rebellen hätten die Stadt bereits seit Tagen verlassen.

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