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Friedensplan in Sri Lanka: 164 Tote

■ Friedensmission: Ordnung um jeden Preis / Friedenstruppe: Schießbefehl für indische Besatzung

Colombo (ap/dpa) - Offenbar als Vergeltung für den Selbstmord von elf gefangenen tamilischen Rebellen, die sich in Polizeihaft mit Gift umbrachten, haben tamilische Untergrundkämpfer im Osten Sri Lankas ein Blutbad angerichtet, dem in der Nacht zum Mittwoch 164 Singhalesen und Moslems zum Opfer gefallen sind. Die Polizei in Sri Lanka bezeichnete als Urheber der insgesamt sechs Angriffe die tamilische Rebellengruppe „Befreiungstiger von Tamil Eelam“. Die Tiger, die dem von Indien unterstützten Friedensplan zwischen Tamilien und Singhalesen zugestimmt ha ben, bestritten jegliche Verantwortung für die Bluttaten. Der schlimmste der sechs Überfälle war jener auf einen zwischgen Batticaloa und Colombo verkehrenden Zug. Die Angreifer stoppten ihn und erschossen nach Angaben der Polizei 40 singhalesische oder moslimische Reisende. Den tamilischen Fahrgästen geschah nichts. Der Zug wurde anschließend in Brand gesetzt. In dem nördlich von Battialoca gelegenen Fischerdorf Pullikuda wurden 38 Singhalesen erschossen und alle 75 Häuser des Dorfes niedergebrannt. Die Frauen und Kinder wurden niedergemetzelt und die Männer erschossen. 23 Singhalesen wurden erstochen oder bei lebendigem Leib verbrannt. In dem Dorf Sagavapura bei Trincolamee erschossen Tamilen 30 Singhalesen, darunter 15 Kinder, wie aus Polizeikreisen verlautete. In der Nähe der Stadt wurden außerdem sieben singhalesische Soldaten ermordet, die in einen Hinterhalt geraten waren. Die inzwischen in Sri Lanka auf 12.500 Mann verstärkte indische Friedenstruppe hat nach den Massakern tamilischer Guerillas den Befehl erhalten, um „jeden Preis“ Ruhe und Ordnung im Osten und Norden der Tropeninsel wiederherzustellen. Wie die Nachrichtenagentur UNI am Donnerstag aus Neu Dehli ferner meldete, erhielten die indischen Truppen Befehl, auf jeden zu schießen, der sich trotz der auf die Nachtstunden befristeten Ausgangssperre in den Straßen zeigt. Überall im Norden und Osten der Insel wurden am Donnerstag Kontrollpunkte errichtet, um Verdächtige nach Waffen zu durchsuchen. In den Straßen der Städte patrouillierten schwerbewaffnete indische Soldaten zusammen mit den srilankischen Polizei. Ihr Oberbefehlshaber, Generalleutnat Depinder Singh, soll den Einsatz der Truppe in der Ostprovinz von Tricomalee aus leiten. Unbestätigten Berichten zufolge ist selbst der Oberbefehlshaber der indischen Streitkräfte, General Sundarji, auf die Insel geflogen. Am Donnerstag setzten tamilische Guerillas ihre Mordserie fort. Sechs Soldaten, darunter zwei Offiziere, wurden im Norden und Osten durch Minen–Explosionen getötet. Wie der Rundfunk meldete, wurde auch ein am vergangenen Montag entführtes, vier Mitglieder starkes Team des staatlichen Fernsehens von Guerillas umgebracht.

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