: Fremdenhaß im Kiez?
■ Das Kreuzberger Aktionsbündnis gegen Rassismus veranstaltet vier Straßenfeste / Ziel: Schutz vor Übergriffen
Kreuzberg steht am morgigen Samstag ganz im Zeichen des „Zusammenhaltens“. Unter diesem Motto veranstaltet das Kreuzberger „Bündnis gegen Rassismus“ einen Aktionstag mit vier Straßenfesten und einem bunten Umzug, der um 12 Uhr am Chamissoplatz beginnen und um 15 Uhr am Schlesischen Tor enden soll.
„Kurz nach Solingen war auch in Kreuzberg die Situation derart angespannt“, berichtet Rainer Sauter vom „Verein SO 36“, „daß sich viele ImmigrantInnen nicht auf die Straße getraut haben.“ Grund genug für den Verein, ein Bündnis anzustoßen, das sich vor allem um die Frage kümmern sollte, „wie man sich wehren und wie man Opfern Schutz bieten kann“. Schließlich, so erklärt Rainer Sauter, „kann es ja nicht sein, daß der Rassismus nur dann in aller Munde ist, wenn etwas passiert ist“.
Mittlerweile hat das Bündnis, das sich jeden Montag im „Kato“ trifft und bei dem neben Immigrantengruppen auch Kirchengemeinden und Stadtteilinitiativen mitarbeiten, eine Reihe von Vorschlägen entwickelt. So hat die evangelische Martha-Gemeinde angekündigt, im Falle rassistischer Übergriffe die Kirchenglocken läuten zu lassen. „Wir hoffen“, heißt es zur Begründung, „daß viele hier im Kiez mit uns zusammen der Gewöhnung an das Unmenschliche widerstehen und die verletzliche Menschlichkeit schützen.“
Des weiteren soll in Kürze die Aktion „Gelber Punkt“ anlaufen: Unter diesem Zeichen wollen Läden, Kneipen, Projekte und sonstige Einrichtungen darauf hinweisen, daß dort im Falle rechter Gewalt die Betroffenen Schutz finden können. Mit anderen Initiativen zusammen will man schließlich ein Telefonnetz aufbauen, um die Bevölkerung im Falle rassistischer Angriffe möglichst rasch mobilisieren zu können.
Daß Kreuzberg nicht frei von Rassismus sei, so Erich Beyler, Lehrer an der Kiezschule, habe der vermutlich rassistisch motivierte Brandanschlag auf ein Wohnhaus in der Blücherstraße gezeigt. Ein weiteres Problem im Kiez seien auch die Konflikte der verschiedenen Immigrantengruppen untereinander. „Gerade durch einen solchen Aktionstag kann es möglich sein, daß hier miteinander geredet statt gegeneinander gehandelt wird“, meint auch Rainer Sauter. Der Aktionstag sei jedoch nur ein Anfang: „Da muß noch sehr viel Arbeit im kleinen geleistet werden.“
Neben dem erwähnten Umzug finden am Samstag um 15 Uhr an folgenden Orten Straßenfeste statt: In der Admiralstraße, in der Manteuffelstraße, am Alfred- Döblin-Platz sowie in der Oppelner Straße. wera
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen