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Fremdenhaß-betr.: Ausländerfeindlichkeit/"Republikaner"

betr.: Ausländerfeindlichkeit/„Republikaner“

Da ich seit über 20 Jahren mit einem farbigen Ausländer verheiratet bin und in puncto Fremdenhaß reichlich Erfahrung sammeln konnte, bin ich über den Wahlerfolg der „Republikaner“ nicht erstaunt.

Er wurde vorbereitet von PolitikerInnen und JournalistInnen, die in Sorge um „unsere“ Arbeitslosen Rückkehrhilfen für türkische GastarbeiterInnen fordern, in Sorge um „unsere“ Armen die Sozialausgaben für „WirtschaftsasylantInnen“ kürzen wollen und in Sorge um „unser“ aller Wohl vor den Gefahren einer „durchraßten“ (Edmund Stoiber) Gesellschaft warnen.

Fremdenhaß ist eine Krankheit, die den Blick für die Realitäten trübt und Ausgegrenzte mit der Hoffnung infiziert, ihre Misere durch Ausgrenzung mildern zu können. Deswegen ist den BetreiberInnen einer Wirtschaftspolitik, die Millionen Eingeborene als Schrott abschreibt, ein gewisses Maß an Fremdenhaß durchaus willkommen.

Fremdenhaß ist eine Krankheit, gegen die niemand immun ist. Wenn sie durch Sexualstörungen verursacht wurde, kann es den Betroffenen Erleichterung verschaffen, Frauen, die sich mit Fremden einlassen, als „Niggerhure“ anzupöbeln. Wenn sie durch Minderwertigkeitskomplexe verursacht wurde, kann es den Betroffenen gut tun, Fremden per Du Belehrungen im Infinitiv zu erteilen. Wenn sie durch AsylantInnenhetze verursacht wurde, kann es bei den Betroffenen zu bewußtseinsverändernden Fieberanfällen kommen, die sich in Brandanschlägen und tätlichen Angriffen auf Fremde entladen.

Die CDU hat sich verkalkuliert. Ihre Saat ist für die Republikaner aufgegangen. SPD und Grüne haben die Möglichkeit, ein Entgiftungsprogramm durchzuführen. Meine ausländischen FreundInnen hoffen auf eine rot-grüne Koalition; denn Fremdenhaß ist eine ansteckende Krankheit.

Dr.Elisabeth Dessai, Publizistin und Grüne, Moers

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