: Freispruch für Frauenarzt — Gericht vermißte Menschlichkeit =
Moabit. Ein 55jähriger Frauenarzt und seine beiden Arzthelferinnnen wurden gestern vor einem Moabiter Schöffengericht vom Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung durch unterlassene Betreuung einer schwangeren Patientin freigesprochen. Den Angeklagten war angelastet worden, nicht dafür gesorgt zu haben, daß die 32jährige Frau schnellstmöglich aus der Praxis in die Klinik gelangte. Dadurch seien deren Schmerzen verlängert worden. Die Patientin hatte den Arzt ihren Angaben nach auf unerträgliche Schmerzen aufmerksam gemacht, ohne daß der Mediziner darauf reagiert habe. Auch die Arzthelferinnen hätten nichts unternommen.
Die Patientin wurde schließlich auf Dringen ihrer herbeigerufenen Mutter mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus transportiert. Bei einer Notoperation wurde ein Eileiterriß festgestellt. In der Urteilsbegründung stellte das Gericht fest, daß der Arzt das Erforderliche getan habe. Er habe die Frau angewiesen, sofort die Klinik aufzusuchen und sich ein Taxi zu nehmen. Allen drei Angeklagten habe allerdings eine gewisse Menschlichkeit und Mitleid im Umgang mit der Patientin gefehlt. dpa
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