: Freiheit nach über 40 Jahren Haft
■ Südkoreas Präsident amnestiert zwei politische Gefangene
Seoul (AFP/dpa) –Nach über vierzigjähriger Haft ist der politische Gefangene Kim Sun Myung gestern in Südkorea freigelassen worden. Präsident Kim Young Sam hat den 71jährigen – laut amnesty international weltweit am längsten inhaftierten – politischen Gefangenen im Rahmen einer allgemeinen Amnestie begnadigt. Kim Sun Myung war während des Koreakrieges (1950 bis 1953) festgenommen worden. Mit ihm zusammen wurde auch der 64 Jahre alte Ahn Hak Sop auf freien Fuß gesetzt, der ebenfalls mehr als vier Jahrzehnte in Südkorea im Gefängnis saß.
Beide Männer hatten zusammen mit über 400 weiteren Gefangenen seit Montag durch einen Hungerstreik erreichen wollen, daß sie in die Amnestie eingeschlossen werden. Kim und Ahn wurde Spionage für Nordkorea vorgeworfen. Amnesty international hatte jahrelang die Freilassung der beiden Männer gefordert, die nur deshalb im Gefängnis säßen, weil sie sich geweigert hatten, Antikommunisten zu werden.
Die Amnestie steht im Zusammenhang mit dem 50. Jahrestag der Befreiung Koreas von der japanischen Besetzung am 15. August, der als Nationalfeiertag begangen wird. In der kommenden Woche will der Präsident nach Auskunft seiner Berater eine „nationale Vision für die Zukunft“ der innerkoreanischen Beziehungen vorstellen. Allerdings sind die Spannungen zwischen dem kommunistisch regierten Norden und Südkorea in den letzten Tagen wieder gewachsen, nachdem Pjöngjang in der vergangenen Woche einen südkoreanischen Frachter namens „Venus“ und seine 20köpfige Besatzung im Hafen Chongjin festhält: Das mit Reishilfe für den wirtschaftlich darniederliegende Bruder gefüllte Schiff war als Spionageschiff bezeichnet worden. Noch ist unklar, ob Pjöngjang auf den Vorschlag eingeht, den Schiffszwischenfall bei innerkoreanischen Gesprächen in Peking beizulegen.
In Seoul wurde in den letzten Wochen spekuliert, Kim Young Sam wolle Nordkorea eine neue Friedensordnung für die seit 1945 geteilte Koreanische Halbinsel vorschlagen. Danach sollten die koreanischen Staaten miteinander einen Friedensvertrag schließen und das seit 1953 gültige koreanische Waffenstillstandsabkommen durch diesen Pakt ersetzen. Pjöngjang will jedoch seit längerem einen getrennten Friedenspakt mit den USA unter Umgehung Südkoreas schließen. Seoul und Washington sind dagegen.
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