piwik no script img

Frauenforschung an Uni Münster bald finito?

Der Koordinationsstelle Frauenforschung droht das Ende / Zwei ABM-Stellen laufen aus / Viel Lob, doch niemand will blechen  ■  Aus Münster Ellen Petry

Ab dem Wintersemester wird es viele Frauenprojekte und -veranstaltungen an Münsters Uni voraussichtlich nicht mehr geben. Der Grund: Das Rektorat weigert sich, die Finanzierung der zwei am 30. Juni auslaufenden ABM-Stellen der Koordinationsstelle Initiative Frauenforschung (KIFF) zu übernehmen. Zwar schmücken sich die Herren der Wissenschaft mit dieser Institution und verweisen in Fragen der Frauenforschung gerne an sie. Kosten darf sie aber nichts. „Das Rektorat hat einige Stellen zur freien Verfügung. Das eigentliche Problem ist, daß der Wille nicht da ist“, berichtet die KIFF-Mitarbeiterin Marlies Fröse.

Doch was man im Rektorat der Uni denkt, wird diplomatisch verpackt: Rektor Erichsen verweist darauf, daß demnächst eine C3-Professur für Frauenforschung an der Universität Münster eingerichtet wird. Diese Professorin, die ein Institut für Frauenforschung aufbauen soll, könne sich womöglich durch die KIFF bevormundet fühlen. Deshalb solle das zukünftige Institut doch die Aufgaben der KIFF gleich mitübernehmen, so der kostensparende Vorschlag des Rektors.

Wann die Frauenprofessur endlich eingerichtet wird, weiß jedoch niemand. Der ursprüngliche Termin, Wintersemster 1990, mußte verschoben werden, denn es gibt Schwierigkeiten in der Berufungskommission. Marlies Fröse: „Das kann noch mehrere Jahre dauern.“ Doch selbst wenn es die Frauenprofessur endlich gäbe, könnte sie die Koordinationsaufgaben der KIFF nicht übernehmen. Sie wäre mit ihren Aufgaben, dem Aufbau des Instituts, der Forschung und der Lehre, völlig ausgelastet.

Mit dem Ende der Koordinationsstelle wäre das Ende der Frauenringvorlesung sicher, die bis zu 400 StudentInnen besuchten. Das Frauenvorlesungsverzeichnis gehörte der Vergangenheit an, und zahlreiche Forschungsprojekte müßten ihre Arbeit abbrechen. Auch die Mitarbeit der KIFF an Arbeitskreisen wie dem „Netzwerk historisch arbeitender Frauen“ und der „Ständigen Konferenz der Frauenforschung in NRW“ müßte aufgekündigt werden. Der größte Verlust wäre die dann fehlende Koordinierung der Münsteraner Frauenforschung, die an neun Fachbereichen betrieben wird. Befürchtung: Frauenforschung im stillen Kämmerlein.

Auch ein Appell an NRW-Wissenschafministerin Anke Brunn hat nichts bewirkt. Sie zog sich geschickt aus der Affäre und ließ durch ihr Ministerium auf die Hoheit der Universität verweisen. Einziges Angebot der Universität an die FrauenforscherInnen war lediglich der lapidare Vorschlag, sie könnten doch wieder ehrenamtlich, sprich unbezahlt arbeiten. Auch bei den NutznießerInnen der Institution, den StudentInnen, regt sich Protest. Trixi, Politologie -Studentin: „Unsere Forderungen werden gar nicht ernst genommen.“ Nun wollen die StudentInnen Alarm auf der Fachschaftenkonferenz schlagen, und sie sammeln Unterschriften.

Seitdem im Studentenparlament und im AStA eine rechte Mehrheit sitzt, gibt es an der Uni Münster kein Frauenreferat mehr. Die Wahl der Frauenbeauftragten an der Universität wird zur Zeit von der Frauenkonferenz boykottiert, weil das Rektorat der Uni keine ausreichenden Mittel für die Beauftragte zur Verfügung stellt. Für die StudentInnen der Uni ist die KIFF derzeit einzige Anlaufstelle in Frauenfragen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen