: Frauen würden besser abschneiden
■ betr.: "Das ist eine verfehlte und interessengeleitet Auslegung des Grundgesetzes", Interview mit Heide Pfarr, taz vom 2.11.90
betr.: „Das ist eine verfehlte und interessengeleitete Auslegung des Grundgesetzes“, Interview mit Heide Pfarr, taz vom 2.11.90
Die Quotenregelung sagt: „Bei gleicher Qualifikation wird die weibliche Bewerberin vorgezogen.“ Dies wird mißverstanden als Bevorzugung von Frauen und als nicht leistungsgemäße Auswahl unter Bewerbungen. Wie absurd! Aber selbst der vorzüglichen Heide Pfarr scheint das Mißverständnis entgangen zu sein und sie argumentiert für eine geschlechtsspezifische Bevorzugung der Frauen. Das wäre eine andere Quotenregelung. Der jetzigen Formulierung ist doch eindeutig zu entnehmen, daß die Qualifikation das entscheidende Kriterium werden soll. [...] Sie geht nicht so weit, die Einstellung von Frauen für den Fall zu fordern, daß die Frau ein bißchen weniger qualifiziert als ein männlicher Bewerber ist. Da die Regelung aber immer in diesem radikaleren Sinne verstanden wird, frage ich mich, ob wir nicht tatsächlich auch für eine radikalere Formulierung hätten streiten sollen? Dann hätten wir wenigensten die jetztige Formulierung durchbekommen?
Aber jetzt ist das BVG-Urteil erlassen und wir müssen uns überlegen, wie wir es in unserem Sinne nutzen können. So sollten wir in jedem einzelnen Fall, in dem trotz weiblicher Mitbewerberinnen ein männlicher Bewerber zur Einstellung ausgesucht wurde, prüfen, ob hier wieder die bekannten geschlechtsspezifischen Kriterien zur Bevorzugung von Männern angewandt wurden. Wenn dies der Fall ist, sollten wir auf das BVG-Urteil verweisen und somit die Einstellung verhindern. Das bedeutet, daß wir die Leistungsorientierung bei Einstellungen vertreten. Das bedeutet auch, daß wir unsere Kriterien von Leistung durchsetzen müssen. Da ist zum einen die erstaunliche Tendenz von Männern, alle formalen (und damit überprüfbaren) Kriterien abzuwerten, also Zeugnisse, ob promoviert, habilitiert etc. Da ist zum anderen die gar nicht erstaunliche Tendenz, Kommunikationsfähigkeit, Originalität, soziale Fähigkeiten abzuwerten. Meiner Meinung nach liegt beiden dieselbe Tatsache zugrunde: bei beiden Kriterien würden Frauen besser abschneiden, wenn sie sich schon mal bewerben. Das heißt, daß Leistungsprinzip würde zu einem höheren Frauenanteil führen. Katharina Morik, Bonn
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