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■ NachgefragtFrauen & Sicherheit

Bei den grünen Abgeordneten Maria Spieker und Elisabeth Hackstein riefen in den vergangenen zwei Tagen 70 Frauen an, die sich durch die Aktion „Mobilität und Sicherheit im Straßenverkehr“ angesprochen fühlten.

Welche Unsicherheitsfaktoren haben die Frauen genannt?

Uns wurde bestätigt, daß die meisten Frauen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind und das eigentlich gut finden. Einige haben sich nur aus Sicherheitsgründen ein Auto angeschafft.

Mit dem Auto sind die Frauen eher nachts unterwegs?

Ja, sofern sie eines haben. Aber die meisten hatten keines oder durften nur das ihres Mannes mal benutzen. Die Frauen hatten aber ein auffälliges ökologisches Bewußtsein.

Welche Frauen haben denn angerufen?

Querbeet, alle Altersstufen: Die Karstadt-Verkäuferin, die am langen Donnerstag Probleme mit dem Nachhauseweg hat, die alleinerziehende Mutter aus Tenever oder die alleinstehende ältere Frau aus Bremen Nord. Damit haben wir Frauen erreicht, die sonst nicht so oft gehört werden. Viele haben sich auch für die Aktion bedankt, weil sie so endlich konkret sagen konnten, wo sie sich unsicher spüren und was verändert werden sollte.

Was passiert mit all den Vorschlägen und der Kritik?

Eine Stadt- und eine Verkehrsplanerin werden unsere Aufzeichnungen auswerten. Am nächsten Freitag findet ein Gespräch mit der BSAG statt, denn es wurden vor allem Haltestellen genannt, an denen Sicherheitsmängel bestehen. Es haben auch Frauen angerufen, die überfallen wurden. Und wir werden uns mit der GEWOBA in Verbindung setzen, weil Hauseingänge und Zugänge zu Häusern als unsicher kritisiert wurden. Wir werden überlegen, wie wir mehr Einfluß auf die Stadtplanung nehmen können.

Hat diese Anrufaktion den Eindruck der jüngsten Kriminalstatistik bestätigt, daß Bremen für Frauen eine gefährliche Stadt ist?

Einerseits ja. Ich war erstaunt, wieviel gerade in den Randgebieten passiert. Es gibt viele Frauen, die Angst haben, aber nicht zu Hause bleiben wollen. Die rüsten sich dann mit Trillerpfeife und Tränengas aus. Sie haben aber auch gute Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Ich möchte da keine Panik erzeugen. Es ist wichtig, daß Frauen sich das Recht, allein auf die Straße zu gehen, nicht nehmen lassen.

Haben auch Frauen gesagt, daß sie aus Angst zu hause bleiben?

Ja, leider. Manche sagen: Leider muß ich beim Pantoffelkino bleiben, denn ein Taxi von der Stadt nach Huchting kann ich mir nicht leisten. Viele haben auch versucht, über die Straßenbahn ein Taxi zu bestellen, und das ging nicht, weil die Fahrer das nicht wußten. Viele sagten auch, es wäre gut, wenn es ein Sammeltaxi gäbe oder ein Frauentaxi.

Das soll ja demnächst auch in Bremen Nord starten.

Ja, aber das kann nicht nur dort geschehen, weil Frau Uhl dort wohnt! Fragen: dir

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