Französische Sprache im Wahlkampf: Macrons Wunderpulver
Der frisch gewählte französische Präsident hat im TV-Duell mit seiner Konkurrentin etwas Schönes gesagt. Unser Autor stellt das Zauberwort vor.
![Lilafarbiges Pulver vor schwarzem Hintergrund Lilafarbiges Pulver vor schwarzem Hintergrund](https://taz.de/picture/1976295/14/0ca4c78d44ad30f8a6e299ba0f91980e_edited_70164618_a04880bd3b.jpeg)
Emmanuel Macron hat im TV-Duell mit Marine Le Pen vor der Stichwahl zur Präsidentschaft etwas Schönes gesagt: „La poudre de perlimpinpin“. So stellt man sich ein französisches Wort vor: Die etwas umständlich wirkende syntaktische Zusammensetzung mit der Allzweckpräposition de, wo man im Deutschen einfach nur die beiden Wörter zusammengeknallt hätte.
Dazu ein eleganter Rhythmus und die dreifache Häufung von Nasalen. Gleichzeitig hat es den Zauber von Kindermagie, der sich auch in Wörtern wie Simsalabim oder Hokuspokus findet.
La poudre de perlimpinpin heißt so viel wie Wunderpulver, wird aber gebraucht, um das Gegenteil zu bezeichnen: faulen Zauber. Das Wort ist so altertümlich, dass es viele Franzosen nicht mehr verstehen. Poudre de perlimpinpin war Medizin, die Quacksalber oder Scharlatane (auch schön) verkauften. Das ist schon etwas länger her. Heute gibt es Homöopathie.
In Macrons Sprache gibt es ein Wort, das viele andere Franzosen nicht kennen. Marine Le Pen beansprucht für sich wie alle Populisten, eine Sprache zu sprechen, die jeder versteht – also jeder Franzose.
Es ist denkbar, dass Macron in Zukunft sehr darauf bedacht sein wird, keine Wörter mehr zu benutzen, die ihn von der Mehrheit der Franzosen trennen könnten. Andererseits: Wenn die in Vergessenheit geratenen Wörter so hübsch sind wie La poudre de perlimpinpin, vielleicht erleben sie dann ein Revival. Ein musikalischer Remix von Macrons perlimpinpin-Satz jedenfalls feiert Erfolge auf YouTube.
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