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Frankreichs Landwirte sauer über BSE-Krise

■ Vor dem EU-Gipfel: Blockaden, Straßenschlacht und Verletzte

Paris (AFP) – Kurz vor Beginn des EU-Gipfels in Florenz haben Landwirte in ganz Frankreich ihrem Unmut über die BSE-Krise Luft gemacht. In vielen Städten kam es am Donnerstag abend und gestern zu Demonstrationen und Blockadeaktionen. In Le Mans lieferten sich Demonstranten und Polizisten eine mehrstündige Straßenschlacht, bei der sechs Menschen verletzt wurden. In Straßburg verbrannten aufgebrachte Bauern eine Puppe, die den britischen Premierminister John Major darstellen sollte. Im Hafen von Caen-Ouistreham hinderten Demonstranten eine Fähre aus Großbritannien daran anzulegen.

Frankreich gehört zu den besonders betroffenen Ländern. Seit März ist der Fleischverbrauch um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen. In Le Mans bewarfen die Demonstranten Polizeibeamte mit Steinen und brennenden Holzpaletten. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Kundgebungsteilnehmer vor, die Verkehrsschilder umrissen und Papierkörbe anzündeten. Bei den Verletzten handelte es sich um fünf Polizisten und einen Demonstranten. In Caen-Ouistreham beendete die Polizei am Morgen die Blockade eines Anlegestegs, der die Nacht über von rund hundert Landwirten besetzt gehalten worden war. Anschließend konnte die Fähre „Normandie“ aus dem britischen Portsmouth anlegen, die mit tausend Passagieren an Bord die Nacht vor dem Hafen verbringen mußte. Annähernd 200 aufgebrachte Landwirte protestierten laut Polizei am Donnerstag abend vor dem Europaparlament in Straßburg. „Rinderwahnsinn – Vielen Dank, Engländer“ war auf einem Spruchband zu lesen, das mit einer Major-Puppe verbrannt wurde. Die Bauern kündigten einen „heißen Sommer“ an. Gestern zogen in Dijon (Mittelfrankreich) rund hundert Landwirte mit einem Dutzend Rinder zur Präfektur, wo die Polizei mit Tränengas gegen sie vorging. In Paris legten am Morgen mehrere Bauern mit einem mit Kühen beladenen Kahn am Seine-Ufer vor der Nationalversammlung an, um sich mit Abgeordneten zu treffen.

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