Frankreich will Energieverbrauch senken: Etwas Sparen, s'il vous plait!
Zu Hause nur noch 19 Grad, in den Büros von Beamten nur noch 18 Grad: Frankreichs Regierung wirbt mit einer Kampagne fürs Energiesparen.
Ziel ist es, ab sofort den landesweiten Energieverbrauch im Vergleich zu 2019 um mindestens 10 Prozent und langfristig bis 2050 sogar um 40 Prozent zu senken. Dazu hat am Donnerstagabend Premierministerin Élisabeth Borne Dutzende von Vorschlägen aufgezählt, mit deren Umsetzung die privaten Haushalte und die Unternehmen zur von Präsident Emmanuel Macron zur neuen Nationaltugend erklärten „Genügsamkeit“ (sobriété) beitragen sollen.
Nichts in diesem Plan ist wirklich zwingend. Vor allem die Unternehmen, die bereits unter den Folgen der massiv gestiegenen Energiekosten leiden, möchte die Regierung aber nicht mit zusätzlichen Verpflichtungen in Schwierigkeiten bringen. Sie werden lediglich gebeten, gemäß der Ideen des Regierungsplans in den Büros und Betrieben zu tun, was ohnehin bloß vernünftig wäre: So könnten die Geschäfte und Einkaufszentren außerhalb ihrer Öffnungszeiten problemlos die Innenbeleuchtung oder auch die Lichtreklamen an den Fassaden ganz abstellen oder stark reduzieren.
Auch war ja beispielsweise ohnehin bereits empfohlen worden, nachts das Licht in nicht genutzten Büros zu löschen. Auch in den Wohnungen mit Kollektivheizung soll die Temperatur tagsüber auf maximal 19 Grad und in der Nacht auf 17 reduziert werden, ohne dass deswegen die Lebensqualität eine schwere Einbuße erleiden dürfte.
Nur noch 24 Grad in Schwimmbädern
Die öffentliche Verwaltung und auch die lokalen Einrichtungen sollen mit gutem Beispiel vorangehen. So wird in den Schwimmbädern das Wasser statt auf 26 nur noch auf 24 Grad erwärmt, auch in Turnhallen sowie in Museen und anderen Sehenswürdigkeiten wird weniger geheizt.
In den Büros von Beamten wird die Temperatur auf 18 Grad begrenzt, das öffentliche Personal, das mit Fahrzeugen beruflich unterwegs ist, soll auf den Autobahnen mit einer von 130 auf 110 Stundenkilometer verminderten Höchstgeschwindigkeit ebenfalls zum Treibstoffsparen beitragen.
Und die Arbeitnehmer, sofern sie nicht durch Homeoffice den Weg zum Arbeitsort einsparen können, sollen vermehrt Carsharing nutzen. Für neue Nutzer erwägt die Regierung als zusätzlichen Anreiz eine Prämie. Die Gesamtheit der Empfehlungen wird von der linken Opposition als völlig ungenügend und zu wenig effizient kritisiert.
Ganz unfreiwillig sind derzeit viele Autofahrer*innen ohnehin zum Verzicht auf ihren PKW gezwungen. In den meisten Regionen gibt es vor allem bei den Tankstellen von Total, wo Benzin und Diesel zusätzlich zur staatlichen Subvention von 30 Cent pro Liter um weitere 20 Cent verbilligt wird, gegenwärtig Nachschubprobleme. Das ist zum Teil eine Folge von Streiks in den Raffinerien, aber auch die Konsequenz der Subvention auf Kosten der Konkurrenz.
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