Frankreich liefert Manuel Noriega aus: Schluss mit Luxus

Panamas ehemaliger Machthaber Manuel Noriega soll von Frankreich in seine Heimat ausgeliefert werden. Dort erwartet ihn ein Prozess wegen Menschenrechtsverletzungen.

In Panama erwartet ihn kein Luxus: Manuel Noriega, Bild von 1989. Bild: reuters

PARIS afp | Die panamaische Menschenrechtsbeauftragte Patricia Portugal dürfte sich über die Nachricht freuen: Frankreich hat die Auslieferung des ehemaligen Machthabers Manuel Noriega in seine mittelamerikanische Heimat in die Wege geleitet. Dort soll dem 77-Jährigen mehr als 20 Jahre nach dem Ende seiner Herrschaft der Prozess gemacht werden. "Er soll die Wahrheit sagen über die ganzen Morde und Menschenrechtsverletzungen, die passiert sind. Nur dann kann Panama das Kapitel abschließen", forderte Portugal im Frühjahr.

Schon als junger Offizier wurde Noriega, der aus einer armen Familie stammt, vom US-Geheimdienst CIA angeworben. Ausgebildet wurde der spätere Geheimdienstchef an der als Diktatorenschmiede verrufenen US-Armeeschule School of the Americas in der Panama-Kanalzone, die bis 1999 von den USA verwaltet wurde. Mehr als 320.000 Dollar soll Noriega bis 1986 für seine Dienste vom US-Geheimdienst erhalten haben.

Zum "starken Mann" Panamas rückte er ab 1981 auf, nachdem der damalige Militärmachthaber Omar Torrijos bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, mit dem Noriega in Verbindung gebracht wurde. Bis 1989 bestimmte Noriega dann die Geschicke Panamas - nie als Präsident, aber als General, der über Strohmänner im Präsidentenpalast regierte.

Von seiner Schutzmacht USA, für die Panama nicht zuletzt aufgrund des Kanals zwischen dem Atlantik und dem Pazifik strategisch wichtig ist, hatte sich Noriega da schon längst entfernt. Der Vorwurf des Drogenhandels für das kolumbianische Medellín-Kartell tauchte in den 80er Jahren massiv auf, auch gab es Streit um die Kontrolle des Panama-Kanals. Doch Noriega, der in Lateinamerika wegen seiner Pockennarben auch abfällig "Ananasgesicht" genannt wird, ließ sich weder von US-Sanktionen noch von Massendemonstrationen beeindrucken.

Am Ende war für die USA das Maß voll: Am 20. Dezember 1989 marschierten US-Truppen in dem kleinen Land ein. Noriega flüchtete in die Botschaft des Vatikan. Die US-Truppen umstellten das Gebäude und beschallten es Tag und Nacht mit unerträglich lauter Heavy-Metal-Musik. Nach zehn Tagen gab der Mann auf, der das Land jahrelang mit eiserner Hand geführt hatte.

Die US-Armee flog ihn nach Miami im US-Bundesstaat Florida aus, wo er wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Die Strafe wurde später wegen guter Führung verringert. Schließlich saß er 20 Jahre wegen seines Status als Kriegsgefangener in einer 25 Quadratmeter großen Einzelzelle ab, die wegen ihrer großzügigen Ausstattung die "Präsidenten-Suite" getauft wurde. Im April vergangenen Jahres lieferten ihn die USA an Frankreich aus.

Dort folgte vor einem Jahr die Verurteilung zu sieben Jahren Gefängnis, weil Noriega in den 1980er Jahren rund 2,3 Millionen Euro Drogengelder in Frankreich gewaschen hatte. Nun muss der General, der nur noch schlecht gehen kann und sich beim letzten Gerichtstermin auf zwei Polizeibeamte stützte, seine Pariser Gefängniszelle gegen eine panamaische tauschen. Panamas Staatschef Ricardo Martinelli räumte Ende Juli mit Gerüchten auf, dass Noriega in der Heimat eine Luxusunterkunft erwarte. Der prominenteste Gefangene des Landes komme ins Gefängnis "El Renacer". "Das ist kein Spezialgefängnis mit Klimaanlage oder so", sagte Martinelli im Fernsehen.

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