: Frank Elstner wirft das Handtuch
■ „Nase-vorn“-Moderator kündigt Ende der Fernsehshow an/ ZDF arbeitet an neuem Konzept
Mainz/Berlin (dpa/taz) — Die Nase ist ab, der samstägliche Bildschirm ist um eine alberne Spielshow ärmer, ein erfolgsverwöhnter Show-Mann sucht neue Aufgaben. Frank Elstner hat in der letzten Nase-vorn-Sendung das Handtuch geschmissen. Nachdem er von der Kritik in der letzten Zeit immer wieder angeschossen wurde und auch die Einschaltquoten für das ZDF-Rubbelspiel nicht in gewohnte Höhe klettern wollten, kündigte er am Samstag abend an, daß die nächste Sendung vom ZDF in Koproduktion mit Österreich und dem Schweizer Fernsehen seine letzte Show sein werde.
Dabei kam der Sinneswandel gerade für die österreichischen Zuschauer doch sehr plötzlich. Denn am vergangenen Donnerstag hatte er in dem österreichischen TV-Magazin Tele genau das Gegenteil erklärt: „Es ist einfach zu früh, dieses Kind wegzuschmeißen“, sagte er dort in einem Interview. Er lasse sich von der Presse nicht fertigmachen. „Wenn wir wirklich wüßten, daß ,Nase vorn' keine Substanz hat, dann würden wir aufhören“. Zwei Tage später war das Nasen-Kind dann offensichtlich alt genug, um verstoßen zu werden.
Der mit anderen Spielshows wie Die Montagsmaler und vor allem als Thomas Gottschalks Vorgänger in Wetten, daß überaus erfolgreiche Elstner hatte mit Nase vorn seine gewohnt hohen Einschaltquoten nicht erreicht. Kritiker bemängelten vor allem die unübersichtliche Konzeption der Sendung, der auch mehrfache Änderungen im Spielablauf nicht zum erhofften Druchbruch verhelfen konnten. Zudem hatte die Bundespost bereits einen Vertrag über die Versendung der Rubbvelkarten mit der Telefonrechnung zum Jahresende gekündigt, was offiziell mit der Benachteiligung der Ex-DDR-Bürger begründet wurde, die über weit weniger private Telefonanschlüsse verfügen.
Am vergangenen Samstag hatte Elstner trotzdem noch einmal seine Nase vorn. Nach Angabender GfK- Fernsehforschung saßen noch 10,53 Millionen Bundesbürger vor dem Bildschirm um die vorletzte Elstner- Show zu sehen. Das entspricht einer Einschaltquote von 29 Prozent. Demgegenüber verfolgten „nur“ 9,18 Millionen Zuschauer zur gleichen Zeit das ARD-Programm, wo die Programmmacher immerhin einen James-Bond Film (Feuerball) plaziert hatten.
In einer Presseerklärung beeilte sich das ZDF jetzt, mitzuteilen, daß man gemeinsam mit Elstner an einer neuen Sendekonzeption arbeite, die man nach einer längeren Pause realiseiren werde. Das wird sicher lustig, wetten, daß...?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen