Fortuna Düsseldorf steigt auf: Bis zum Tod im Herzen
Nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit kehrt Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga zurück. Mehr als 50.000 Fans feiern im Stadion und träumen vom Durchmarsch.
DÜSSELDORF taz | Schon beim Einlass versagte das logistische System des Stadions. Fast eine Stunde standen die Fans Schlange. 50.095 Zuschauer wollten die Düsseldorfer beim Comeback in den Profifußball begleiten. Drittligarekord gegen die Zweitvertretung des SV Werder Bremen. Als Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus nach 90 Minuten abpfiff war das Chaos endgültig Programm. Die Fans stürmten den Rasen. Ein schnöder 1:0-Erfolg reichte, um die Massen in Ekstase zu versetzen. "Das werden wir bis zu unserem Tod in unserem Herzen tragen", meinte Abwehrchef Jens Langeneke.
Werder-Coach Thomas Wolter gratulierte ebenfalls: "Das war die schönste Niederlage meines Lebens.", sagte der Bremer Ex-Profi. Sein Team konnte trotz Niederlage den Klassenerhalt feiern. Wolters früherer Mannschaftskollege aus Bremer Zeiten, Fortuna-Trainer Norbert Meier, nahm die Glückwünsche dankend entgegen. "Wir haben uns nicht in die Hose gemacht, sondern von Beginn an gezeigt, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollen", strahlte er.
Obwohl einiges auf dem Spiel stand wirkten die Bemühungen beider Mannschaften in der zweiten Hälfte seltsam halbherzig. Düsseldorf verteidigte den knappen Vorsprung und Bremen brachte trotz optischer Überlegenheit keine echte Torchance zu Stande. Die Masse der Fans zitterte in der schwül warmen Atmosphäre des Stadions bis zum Schlusspfiff. Zu viel war in der Vergangenheit schief gelaufen.
Die Fortuna hatte im Aufstiegskampf mehrmals die Vorteile aus der Hand gegeben. Erst durch das unerwartete Schwächeln der Konkurrenz aus Paderborn und Unterhaching waren die Düsseldorfer wieder auf Aufstiegsränge gespült worden. Die Skepsis überwog: Das vorentscheidende Heimspiel gegen Carl-Zeiss Jena vor zehn Tagen wollten unspektakuläre 14.000 Zuschauer sehen. Die Zuschauermassen vom Samstag stehen indes für das Potenzial der Fortuna. Selbst in der viertklassigen Oberliga hielten etliche Tausend dem Verein die Treue. Das Beharrungsvermögen der Anhänger rettete dem früheren deutschen Meister und Pokalsieger in einer Dekade der Bedeutungslosigkeit das Überleben. Neben den rheinischen Rivalen Köln und Mönchengladbach soll der Ex-Europacupfinalist nun wieder eine Bundesliga-Marke werden.
"Heute wird gefeiert. Und ab morgen beginnt der Plan, Fortuna wieder ganz nach oben zu bringen", sagte Präsident Peter Frymuth. Die Verträge mit Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner werden um ein Jahr verlängert. Der Stamm der Aufstiegsmannschaft wird gehalten. Im Fall eines verpassten Aufstiegs hätte der verschuldete Verein sein Budget runterfahren müssen - so kann in neue, hauptsächlich ablösefreie Spieler investiert werden. Doch nicht nur den Verantwortlichen dürfte klar sein, dass die Mehrheit der Feiergesellschaft wohl nur dann wieder kommen wird, wenn auch die Perspektive stimmt - weniger als der Durchmarsch in die Bundesliga wird sich kaum vermarkten lassen.
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