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Fortschritte vor dem 4+2-Treffen

■ BRD-Außenminister Genscher und sein sowjetischer Kollege Schewardnadse beenden „überaus wichtige“ Gespräche in Brest / Noch vor dem 22.Juni soll es ein zweites Treffen geben / Noch nicht alle Probleme gelöst

Brest (dpa/afp) - Der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher haben am Montag in Brest „überaus wichtige“ Gespräche abgeschlossen, wie Schewardnadse auf einer Pressekonferenz am gestrigen frühen Abend mitteilte. Genscher nannte die Gespräche „nützlich und konstruktiv“. Die beiden Minister machten deutlich, daß noch längst nicht alle Probleme gelöst worden seien, sie aber Klärungen erzielt hätten, die die nächste deutschlandpolitische Ministerrunde am 22.Juni in Ost-Berlin voranbringen würden. Man habe aber schon jetzt weitere Fortschritte erzielt, hieß es, ohne daß Einzelheiten bekannt wurden.

Genscher unterstrich, daß ein vereintes Deutschland nicht mit offengebliebenen Fragen belastet werden dürfe. Schewardnadse machte deutlich, daß für Moskau der sicherheitspolitische Status des vereinigten Deutschlands nach wie vor das schwierigste Problem sei. Er deutete an, daß ein Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen Nato und Warschauer Pakt auch in dieser Frage einen Kompromiß erleichtern könnte.

Genscher und Schewardnadse wollen ihre Serie von Begegnungen bald fortsetzen und sich noch vor dem 22.Juli erneut zusammensetzen. Ort und Zeitpunkt müssen allerdings noch verabredet werden. Im Mittelpunkt dürfte dabei die von Schewardnadse als besonders kompliziert bezeichnete Frage der deutschen Nato-Mitgliedschaft stehen.

In Brest wollten sich Genscher und Schewardnadse am Abend an einem Massengrab, in dem der Bruder des sowjetischen Außemnministers beigesetzt ist, die Hand reichen. Er fiel bei der Verteidigung von Brest in den ersten Kriegswochen 1941. Sein Name steht mit auf der Ehrentafel am Mahnmal.

Brest, das bis 1940 noch Brest-Litowsk hieß und wo 1917 der deutsch-russische Separatfriede eine der Fronten des Ersten Weltkrieges beseitigte, war beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22.Juni 1941 zunächst umgangen worden. Aus der Heeresgruppe Mitte wurde wenige Tage später die 45.Infanteriedivision zum Sturm auf die Festung Brest abgeordnet. Sie brauchte zwei Wochen, um die Stadt einzunehmen, in der die Verteidiger überaus hohe Verluste erlitten.

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