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Fortschritte bei StromspeicherungWie man Sonne und Wind festhält

Künftig wird Strom nicht mehr produziert, wenn wir ihn brauchen, sondern so erzeugt, wie Wind und Wetter es zulassen. Dann muss er gespeichert werden. Nur wie?

Wohl bald kein Zauberwerk mehr: Speichertechnologien. Bild: Eddi Van W. | CC-BY-SA

BERLIN taz | Es sieht aus wie im Keller von Daniel Düsentrieb. "Herzlich Willkommen, wir sind die Brücke", sagt Ulrich Zuberbühler. Versteckt im Gewerbegebiet von Stuttgart-Vaihingen befindet sich einer dieser Orte, an denen die Energiewende real wird:

Zuberbühler, ein freundlicher schwäbischer Tüftler, ist Projektleiter am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung, kurz ZSW. "Damit haben wir vor kurzem einen Weltrekord erzielt, die effizienteste Dünnschicht-Solarzelle der Welt", erzählt er nebenbei und biegt eine Solarzelle, kaum dicker als der Einband eines Taschenbuches, um ein Rohr.

Dann deutet er auf ein schrankgroßen Kasten. Daraus soll einmal das mit Wasserstoff laufende Minikraftwerk für zu Hause werden. Eine Metalltreppe runter harrt die nächste Erfindung ihrer Marktreife. Das Ziel: aus Schilf und Holzresten Biogas herausholen.

Strom zu Gas

Das Prinzip: Man kann Strom genauso wenig speichern wie fließendes Wasser. Aber man kann die Energie, die in ihm steckt, umwandeln. Chemische Bindungen speichern so Energie, in der Natur nennt man das Photosynthese.

Das Verfahren: Das Gleiche geschieht, wenn Strom zur Erzeugung von Erdgas genutzt wird. Den ersten Schritt kennt man aus der Schule, die Elektrolyse, bei der Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt wird. Aus Wasserstoff und Kohlendioxid lässt sich Methan, also Erdgas, erzeugen.

Der Nachteil: Das CO2 muss aus der Luft gefiltert werden oder als Abfallprodukt aus der Biogaserzeugung genutzt werden, was Energie kostet. Bis aus Strom Gas und wieder Strom wird, gehen 50-60 Prozent der Energie verloren - falls die dabei entstehende Abwärme genutzt wird. Sonst sind es sogar 70 Prozent. Nutzt man den Wasserstoff direkt, verbessert sich die Bilanz um 10 Prozent. Der lässt sich ebenfalls begrenzt ins vorhandene Gasnetz beimischen. (ia)

Die eigentliche Brücke steht im Innenhof. Zuberbühler schließt zwei graue, garagengroße Container auf und sagt fast entschuldigend: "So schaut das aus hier. Ein Haufen Rohre und Zeug." Es sieht gänzlich unspektakulär nach Heizkeller aus.

Ökoenergie kann langfristig gespeichert werden

Doch was im Inneren der in Styropor verpackten Rohre und Zeug passiert, hat das Zeug dazu, eines der großen Probleme zu lösen, wenn Sonne und Wind Atomkraft und Kohle ersetzen sollen: die Frage nämlich, wie man Ökoenergie langfristig speichern kann. Denn in dieser Apparatur wird aus Wasser und Luft Methan gewonnen, also Strom in reines Erdgas umgewandelt.

Momentan bezieht Deutschland seinen Strom zum großen Teil aus Kohle. Die kann man stapeln, transportieren und nach Bedarf verbrennen. Künftig allerdings wird Strom abhängig vom Wetter von Windrädern und Solaranlagen erzeugt werden. Er muss gespeichert werden, bis er gebraucht wird. Und das möglichst günstig. Nur wie und wo?

Die heute übliche Technik sind Pumpspeicherkraftwerke, künstliche Seen in den Mittelgebirgen. Sie bringen heute eine Leistung von 6,7 Gigawatt, das entspricht etwa sechs bis sieben Atomreaktoren. Das Prinzip ist einfach: Ist zu viel Strom da, verbrauchen ihn Pumpspeicher, in dem sie Wasser aus einem Tal in einen höher liegenden See befördern. Wird später Strom benötigt, rauscht es durch Rohre den Hang hinab und treibt Turbinen an. Damit können sie Deutschland 30 Minuten versorgen, dann ist die Bundeswasserbatterie leer.

Nicht genug Platz für Speicherseen

"Die Potenziale von Pumpspeichertechnologien in Deutschland reichen nicht aus, um die fluktuierende Stromerzeugung durch erneuerbare Energien auszugleichen", schrieb die Bundesregierung kürzlich auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Das Fraunhofer Institut für Windenergie- und Energiesystemtechnik hat berechnet, was für eine Kapazität Pumpspeicher haben müssten, wenn sich Deutschland komplett mit regenerativem Strom versorgen will: Das 500-fache der heutigen. So viele Speicherseen sind in den hiesigen Gebirgen nicht einmal annähernd möglich.

Denn das künftige Energiesystem muss Extremfälle aushalten: Wenn alle paar Jahre in ganz Deutschland oder sogar ganz Europa Flaute herrscht, stehen flächendeckend Windräder still. Diese Zeiten müssen aus Vorräten überbrückt werden, so wie Kornspeicher, wenn die Ernten schlecht ausfallen. An Tagen, an denen Wind- und Solaranlagen ihre volle Leistung abgeben, ist wiederum viel zu viel Strom da, der nicht verbraucht werden kann. Dann können die Speicher gefüllt werden.

Windräder im Norden, Koventionell-Strom im Süden

Bereits ab dem Jahr 2015 stehen hierzulande so viele Windräder, dass sich das Land immer dann komplett mit Windstrom versorgen kann, wenn eine entsprechend steife Brise herrscht. Theoretisch. Praktisch drehen sich die meisten Mühlen im Norden, der Strom wird aber in den Industriezentren weiter südlich benötigt. Dort stehen konventionelle Kraftwerke, die noch Jahre am Netz bleiben und die Versorgung übernehmen werden. Für die Windmühlen heißt das: Sie müssen ihren Strom speichern. Oder sie stehen bei besten Windverhältnissen still, weil ihr Strom gerade nicht benötigt wird.

In den nächsten Jahren bedeutet das nur ökonomische Verluste. Für die Zeit ohne konventionelle Kraftwerke, irgendwann nach 2020, sind Energiespeicher aber existenziell. Sie müssen die Wetterextreme überbrücken und Energie langfristig, auch über Wochen und Monate, speichern können. Für derart lange Zeiträume eignet sich keine der herkömmlichen Technologien: Batterien sind unmöglich in einer solchen Größenordnung zu bauen, zudem viel zu teuer.

Die Bundesregierung strebt an, die Bergseen Norwegens, Österreichs oder der Schweiz zu nutzen, um daraus gewaltige Pumpspeicher zu machen, die dann bei Bedarf genug Strom aus Wasserkraft erzeugen. Die norwegisch-schwedische Firma NorGer etwa will bis 2015 für 1,4 Milliarden Euro ein 540 Kilometer langes Kabel mit der Leistung eines Atommeilers von der niedersächsischen Küste nach Norwegen legen. Doch um das deutsche Speicherproblem zu lösen, müssten Dutzende verlegt werden.

Zuberbühler fragt sich, warum man nicht die Lösung vor der eigenen Haustüre suchen soll. Nicht mit Kabeln nach Norden, sondern mit Brücken ins Gasnetz. In Deutschland befinden sich 47 Erdgas-Kavernen, unterirdische Hohlräume, in denen das Gas gespeichert wird, eigentlich als Notvorrat gedacht. Genug, um das Land mehrere Wochen zu versorgen. Sie sind mit 400.000 Kilometern Leitungen verbunden, die das Land durchziehen.

Riesige Batterie

Zuberbühler sieht darin eine riesige Batterie, die von überall geladen und entladen werden kann. Man muss nur den überschüssigen Ökostrom verwenden, um Gas herzustellen. Das kann fast beliebig lang gespeichert werden - und je nach Bedarf wieder zur Stromerzeugung, zum Heizen oder auch im Tank von Erdgasfahrzeugen genutzt werden.

Und was sagt die Industrie zu der Idee? Die Politik? Das versucht derzeit Gregor Waldstein auszuloten, Gründer des Start-Ups "Solar Fuel". Er hat die Versuchsanlage in Stuttgart finanziert. Zwei Kunden hat er bereits gewonnen. Die Firma Juwi, einer der führenden Projektentwickler für regenerative Energien in Deutschland, ist von der Technik begeistert. Zudem steigt Audi ein. Audi will ab 2013 ein Erdgas-Fahrzeug auf den Markt bringen, das gegen einen Aufpreis klimaneutral fahren soll. Die gleiche Menge fossiles Erdgas, die getankt wird, erzeugt Audi in einer Anlage von Waldsteins Firma mithilfe von Ökostrom und speist es wieder ins Netz ein.

Seit der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen ist, bekommt Waldstein Einladung zu Konferenzen, auf denen die Großen der Energiebranche zuhören. Und Erdgas aus Ökostrom wird künftig genauso gefördert wie Biogas vom Acker.

Eon, RWE, Vattenfall und EnBW

Waldstein klickt in einer Berliner Hotellobby gerade die letzten Folien für einen Vortrag zusammen, über den er nur sagt: "Unglaublich, wer uns auf einmal alles zuhört." Er ist zu einer Tagung der Zeitschrift Focus über Energiespeicher geladen. Die Regenerativ-Branche ist da, Wissenschaftler, Politiker, aber auch Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Die vier Konzerne, die auf einmal lernen müssen, auf Menschen mit Ideen wie Zuberbühler und Waldstein zuzugehen.

Die Einstellung hat sich grundlegend geändert, heute wollen auch die großen Energiekonzerne Gas als Energiespeicher nutzen. Erste Windparks werden derzeit entsprechend ausgerüstet, Eon und RWE arbeiten ebenfalls daran. Auch Greenpeace Energy wird bald "Windgas" für Privatkunden anbieten. Allerdings nutzt man da Wasserstoff, das in der Anlage von Solar Fuel als Vorprodukt von Methan anfällt. Das Ergebnis bleibt gleich: Strom wird im deutschen Erdgasnetz gespeichert.

Vattenfall-Geschäftsführer: "großartige Idee

Bei der Deutschen Energie-Agentur sitzen derzeit Experten zusammen, die untersuchen, ob die Quote erhöht werden kann. Im Gespräch sind bis zu 15 Prozent, allerdings müssten Gasherde oder Kraftwerke damit umgehen können. Eine "großartige Idee" sei das, findet beispielsweise Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europa Innovation.

Noch stehen sämtliche Techniken der Stromspeicherung als Gas am Anfang ihrer Entwicklung. Ob und wie schnell sie sich durchsetzen? Das wird vor allem eine Geldfrage sein. "Die entscheidende Größe ist der Preis pro Kilowattstunde gespeichertem Strom", sagt Dirk Uwe Sauer von der Technischen Hochschule Aachen. Sollte der Preis zu hoch sein, muss die Politik Energiespeicher zusätzlich fördern. Ansonsten wäre es vielleicht günstiger, überschüssigen Wind- und Sonnenstrom einfach wegzuwerfen und bei Bedarf Strom zu importieren. In Frankreich stehen noch genug Atomkraftwerke.

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19 Kommentare

 / 
  • EB
    Energieberatung Bremen

    Vielen Dank für diesen unheimlich interessanten und hinterfragenden Artikel!

    Beste Grüße aus Bremen sendet die Bremer Energieberatung enerpremium

  • I
    ironimus

    Bis die von der schwarzgelbgrünroten Einheitspartei Deutschlands verordnete "Energiewende" umgesetzt ist vergehen in Deutschland mindestens 30 Jahre. Solange wird man herumwurschteln und den fehlenden Strom aus AKWs in Nachbarländern importieren die allesamt weniger sicher ausgelegt sind als die die jetzt bei uns stillgelegt werden. Irrsinn!!!

  • N
    nik

    @Sebas

     

    Danke für die Anwort.

    Natürlich reichen Pumpspeicherkapazitäten für 30 Minuten nicht aus. Im Winter wird in einem BRD- Ökostromszenario vermutlich ein Teil der Heizwärme im BHKWs erzeugt, bei stabilem Hochdruck im Winter scheint zudem häufig die Sonne. Deshalb kommen mir die 250 h etwas lange vor.

     

    Vielleicht kennt ja jemand den Titel der Studie?

  • S
    Sebastian

    @Sebas

     

    So schwierig ist Wasserstoff nicht zu speichern, es gibt für die chemische Industrie schon seit Jahrzehnten H2-Netze, Speicher usw. Wir haben kein technisches Problem beim Umgang mit Wasserstoff.

     

    Das Wasserstoff durch(!) Metallwände diffundiert ist so nicht richtig. In(!) Metallwände hinein kann es bei Verwendung der falschen Stahlsorten diffundieren und bereits entstandene Risse wachsen etwas schneller als bei Verwendung von Methan. Sodass die Wartungsintervalle etwas verkürzt werden müssen (Im Bereich von 50 auf 40 Jahre, siehe Studie Natural Hy)

     

     

    Bei Undichtigkeiten strömt zwar mehr Gas aus, jedoch ist die volumetrische Energiedichte des Gases auch geringer (1/3 von Methan)

     

    Brennstoffzellen sind effizienter als Verbrennungsmotoren und sind daher bevorzugt einzusetzen, kommt aber immer auf die Anwendung drauf an. Eine Wasserstoffverstromung (mit Wärmenutzung) mit umgerüsteten Gasmotor findet in Bottrop statt. Heutige Erd-Gasturbinen sind nicht unbedingt für den reinen Wasserstoffbetrieb geeignet hier muss teilweise getauscht/umgerüstet werden. In der Beimischung sind sie meistens bis 2%H2 Anteil freigegeben, Siemens sagt aber bis 10% H2 Beimischung wären mit bestehenden Anlagen möglich.

     

    wer sich weiter über sinnvollen Einsatz von Wasserstoff für eine 100% EE-Versorgung interessiert, kann sich hier informieren: http://h2works.org

  • EH
    Eduard Heindl

    Der Lageenergiespeicher kann eine Tagesdosis Stromverbrauch in Deutschland speichern und hat 80% Wirkungsgrad!

    - keine Chemie

    - keine Atomkraft

    nur Schwerkraft:-)

    Das bedeutet gegenüber der Methanlösung (25% Wirkungsgrad) man kann 70% der Windräder und Solarzellen einsparen!

    http://lageenergiespeicher.de

  • BS
    B. Steitz

    Hier wird nur von Gesamtlösungen gesprochen. Im Rahmen sämtlicher Möglichkeiten, sollte die individuelle Herstellung von Strom mittels Photovoltaik auf dem Dach auch angestrebt werden. Jeder Hausbesitzer sollte auf seinem Dach Strom herstellen, der mittels Akkus so lange wie möglich gespeichert wird und für den eigenen Bedarf wieder abgegeben werden kann. Nur wenn die Sonne länger nicht geschienen hat und der Akku leer ist, sollte die Möglichkeit des Zukaufs vom Energieriesen gegeben sein. Wenn man den Strom selbst herstellt, dann kann man auch Elektroheizung und für Warmwasser anstelle von Öl- oder Gasheizung einsetzen.

  • S
    Sebas

    @ Nik (18.8. 23:14): Wenn wir eine 100% regenerative Stromerzeugung haben wollen, dann kommen wir kaum umhin, solche Speicher zu bauen. Zum einen kann es durchaus auch Phasen mit stabilem Hochdruck geben, die auch 6 Wochen dauern können (kann man sich dieses Jahr kaum vorstellen) - wenn dann noch Winter ist, wo Solarenergie praktisch nichts beiträgt, genügt es wenn die Speicher die 6 Wochen nur locker 1/6 unseres Bedarfs übernehmen müssen, ohne dass sich eine Gelegenheit zum Aufladen ergibt, dann ist Ihre Frage beantwortet.

    Außerdem muss man auch für ganze Jahre rechnen, in denen es wenig Wind gibt. Z.B. wurde 2010 trotz Zubaus und Kapazitätserhöhung der Windkraftanlagen weniger "Windstrom" erzeugt als 2009. In solchen Jahren werden die "Entlademengen" fast immer höher sein als die "Auflademengen", so dass man einen Puffer aus dem vergangenen, hoffentlich guten Jahr braucht. Was bei 2, 3 oder mehr unterdurchschnittlich windigen Jahren in Folge ist, nun, solche Speicher können wir weder bauen noch aufladen...

     

    @ Holländer: Methan hat gegenüber Wasserstoff den Vorteil, dass das Molekül einfach sehr viel größer ist als das H2. Reiner Wasserstoff ist nur sehr schwierig zu speichern, da dieses winzige Molekül zusammen mit Helium das größte Diffusionsvermögen aller Gase hat - es kann sogar durch eine "dichte" (also keine Risse) Metallwand diffundieren, einfach indem es sich durch das Gitter der Metallatome durchwurstelt. Bei kleinsten Undichtigkeiten etwa an Dichtungen ist der Verlust natürlich noch um ein Vielfaches größer (siehe auch Punkt 3 von Brankos Post von 18.8. 11:44).

    Außerdem hat reiner Wasserstoff eher schlechte Verbrennungseigenschaften, z.B. kann man ihn nur schlecht in Fahrzeugmotoren verwenden, weil er eine enorm schlechte Kopffestigkeit hat. Ich weiß aber nicht, in wieweit man das heutzutage mit guter Motorsteuerung ausgleichen kann, bzw. wie problematisch das etwa für eine Gasturbine wäre.

     

    @ Branko: Dass die "Regenerativen" als Grund für Verteuerungen genannt werden ist nicht Quatsch sondern ergibt sich aus einfachster Mathematik. Denn wenn Sie zu einer Menge einen immer größeren Anteil an Überdurchschnittlichen (in dem Fall teuren) zufügen, steigt zwangsläufig der Durchschnittswert.

    Natürlich müssen Wind und Sonne nicht in Bergwerken gewonnen werden, allerdings ist die Infrastruktur um Wind und Sonne zu Strom zu machen so aufwändig und teuer (bzw. pro Preis so wenig effizient), dass pro erzeugter kWh Strom eben Bergbau und Wandlung in Strom (Kraftwerk) bei Fossilen und Uran eben noch weniger aufwändig sind. Schließlich gibt es die Einspeisevergütung laut EEG ja nicht nur zum Spaß, sondern, weil sie "Erneuerbaren" zu Marktpreisen nicht wettbewerbsfähig sind - was man immer vor allem dann von den "Ökostromern" hört, wenn die Vergütung mal gesenkt werden soll.

     

    Dabei sind die Kosten für die - siehe Artikel - nötigen Speicher in der EEG-Einspeisevergütung noch nicht einmal drin. Und da sind die 30 cent Kosten für die kWh aus Windstrom -> Methan -> Strom, die aus den den ca. 35% wirkungsgrad (siehe Marcus' Post vom 18.08 14:35) folgen, noch nett geschätzt: Bau und Unterhalt der Anlagen zur Wandlung von Strom in Gas und für die Rückverstromung sind da nämlich noch nicht eingerechnet.

  • N
    Nik

    Die jetzigen Pumpspeicherwerke decken den Strom der BRD für 30 min. Eine Fraunhofer-Studie sieht die 500fache Kapazität für eine ökologische Stromversorgung als notwendig an.

    Wieso müssen die Pumpspeicherwerke völlig alleine für 250 h (1,5 Wochen) die Stromversorgung übenehmen können?

  • H
    Holländer

    Was mir in dem Artikel fehlt ist eine Angabe warum Methan als Speicher besser funktionieren wurde als Wasserstoff.

  • A
    ArnoAEvers

    ...viele reden von der Energie-Infrastruktur, nur wenige wissen, wie sie wirklich ausieht.

    Das alleine bei der Umwandlung von primäeen Energieträgern wie Kohle oder Uran in Eletrizitaet mehr Verluste anfallen, wie z.B. alle Energie, die in allen deutschen Haushalten benoetigt werden. Oder so viel Energien, woe fuer alle Transportleistungen in D. gebraucht werden. Dieses System ist nach und nach, seit 1891 entstanden. Und wir zahlen es mit unserer Stromrechnung. Wer aber sagt, das das so die naechsten 130 Jahre bleiben muss?

    Mehr hier:

    http://www.hydrogenambassadors.com/background/energiefluss-deutschland-2003.php

  • M
    Marcus

    Vermutlich ist der letzte satz das einzig sinvolle ain dem Artikel. Die Teschnik selber ist weder neu noch besonders Schwirig. Wie erwähnt kennt man elektrolüse schon aus der Schule, wobei es da in den letzten Jahren eineige Vortschritte mit katalysierter elektrolyse gab(nicht im Artikel behandelt). Die Sysnthese von Methan ist zwar etwas anspruchsvoller aber dennoch kann das jeder Chemielaborant und es gibt bekannte Großtechische verfahren. Es handlt sich also an sich nicht um eine Erfindug da es jedem Konzern möglich ist so etwas zu Bauen und auch die resultierenden Eigenschaften gut bekannt sind. Der Grund warum diese Anlagen nicht genutzt werden ist schlicht ihre geringe Efektivität. 30% sind einfach Schrecklich uneffektiv. Schon vom Preis herr, wenn die kWh Ökostrom nach sehr optimistischer Schätzung etwa 10 Cent Kostet erbibt sich ein preis für Speicherstrom von ca. 33 Cent, ein Astronomischer Erzeugerpreis. Auch die benötigten Kapazitäten sind enorm, nimmt man an das in 30% der Zeit Speicherstrom benötigt wird erhöt sich der Gesamtstromverbrauch um 90%.

     

    Die einzige einigermaßen Sinnvole Einsatzmöglichkeit sind die Gasfarzeuge. Zwar ist die Umwandlug von Strom in Gas und dessen anschlisende Verbrennung auch nicht besonders effektiv, aber die Konkurenz von Benzin und elektrofahrzeugen bekleckert sich bei dem Thema auch nicht mit Ruhm.

  • S
    Sunny

    Wieso Strom wegwerfen?

     

    Ich dachte dafür wurde die Strombörse geschaffen, dass immer der die Energie herstellen kann, der sie am billigsten liefert.

     

    Für die Großkraftwerke der Energiemultis wurden in den 70ern und 80ern extra Nachstromtarife für Haushalte und Nachtspeicheröfen eingesetzt, damit die Multis ja ihren Strom an den Mann brachten. Die Windenergie dagegen wird weggeschmissen. Tolles Konzept, ich gratuliere.

  • R
    raeneisenstein

    da haben wir ja die Lösung für unsere Energieprobleme ;)

     

    "... ein 540 Kilometer langes Kabel mit der Leistung eines Atommeilers ..."

  • C
    cardamon82

    "In Frankreich stehen noch genug Atomkraftwerke" Hier stehen die auch noch.

  • OK
    Oliver Kröger

    Das Thema ist super spannend und ich bin jedes mal sehr dankbar, wenn die taz Hintergrundberichte zur Energiewende bringt. Allerdings: Die Qualität des Textes ist eher mäßig: Rechtschreibfehler, sprachliche Mängel und zum Teil ein Satzbau a la BILD-Zeitung verderben den Lesegenuss. Schade.

  • WS
    windstille Schnecke

    Zitat:

     

    "Künftig wird Strom nicht mehr produziert, wenn wir ihn brauchen, sondern so erzeugt, wie Wind und Wetter es zulassen. Dann muss er gespeichert werden. Nur wie?"

     

    Das liest sich alles andere als ermutigend. Ökowahn der Folgen haben wird.

  • B
    Branko

    Schön, einen Artikel zu lesen, wo es um Zukunft geht, und nicht um die Debatte, wie lange man das Sterben der Dinosaurier noch hinauszögern soll :-)

     

    Dazu aber folgende Punkte:

     

    1.) NOCH sind wir nicht aus der Kernenergie ausgestiegen - und ehrlich gesagt zweifel ich daran, daß das wirklich wie geplant wahr wird.

    Fukushima ist nicht das Letzte gewesen, daß uns um die Ohren geflogen ist!

     

    2.) Die Pumpspeicherkraftwerke der Schweiz reichen nichtmal für die Schweiz sebst. Und auch die 'liberalisieren' 2013 ihren Strommarkt - weil das ja für alle Beteiligten, vor allem dem Stromkunden nur Vorteile bringt...

     

    3.) Finger weg vom Wasserstoff!

    Es gibt unvermeidliche Verluste durch Lecks, Undichtigkeit, Fehler und Unfälle. Ein gewisser Teil des freigewordenen Wasserstoffs entweicht ins Weltall.

    Das klingt jetzt lächerlich, weil es sich nach heutigen Maßstäben um winzigste Mengen handelt. Doch die Probleme entstehen immer dann, wenn eine Technologie weltweit im großen Umfang massiv über einen längeren Zeitraum eingesetzt wird.

    Bis vor nichtmal zwanzig Jahren wurden noch Leute ausgelacht, die sagten, daß uns die Verbrennung fossiler Brennstoffe die Atmosphäre und damit das Klima verändert.

    Nun denken Sie mal den Gedanken weiter, was das für unseren Planeten bedeutet, wenn industriell erzeugte Wasserstoffmengen über einen langen Zeitraum ins Weltall *verschwinden*.

     

    Und dann muß irgendwann eine Debatte geführt werden, aus dieser Technologie schnellstmöglichst wieder auszusteigen, gegen eine dann herrschende Großindustrie 'H2' mit entsprechender Lobby.

     

     

    Vielleicht sollten wir einfach JETZT mal damit anfangen, unsere Alternativlösungen konsequent zu Ende zu denken, und 'Nachhaltigkeit' nicht einfach nur als positiven Werbeträger auf Alles was anders ist draufzuschreiben - und das blindlings zu glauben.

    Womit ich zum vierten und letzten Punkt komme.

     

    4.) Das Schwierige an der Energiewende wird es sein, diese der breiten Bevölkerung zu vermittlen und Bewusstsein zu schaffen.

    Die Menschen sind geneigt, sich eine Universallösung für Alles aufschwätzen zu lassen, weil das einfacher zu kapieren ist, als ein untereinander verstrickter Themenkomplex. Denn auch in der Energiewende werden Scharlatane und Betrüger ihren Schnitt machen wollen.

     

    Es wird nicht DIE regenerative Energie geben - und alle Probleme sind gelöst.

    Wenn wir es schon schaffen EINEN GROSSTEIL mit regenrativer Energie abzudecken, daß wir alle KKW abschalten und einen Rest Deckungslücken mit fossilen Brennstoffen abdecken können, werden wir schon sehr weit gekommen sein.

     

    Dazu bedarf es aber neben verschiedenster, neuer Techniken der Energiegewinnung und Speicherung vor allem eines:

    Effizienssteigerung.

     

    Das wird am Schwierigsten den Menschen zu vermittlen sein. Zumal immer noch der von den großen Energieversorgern und den Schwarzgelben jahrzehntelang gepredigte Irrglaube zutiefst verwurzelt ist, daß das automatisch Verzicht bedeutet.

     

    Die letzten zwanzig Jahre haben auch gezeigt:

    Eine Verteuerung der Energiekosten führt nicht automatisch dazu, daß die Leute die Energie effizienter nutzen, sondern hauptsächlich nur dazu, daß bei steigendem Energiehunger die Energiekonzerne Rekordgewinn nach Rekordgewinn verbuchen.

     

    Und ganz aktuell werden die regenerativen Energien sogar als Grund für weitere Preiserhöhungen genannt,

    was konsequent durchdacht Quatsch ist.

    Denn Sonne und Wind müssen nicht mit einer aufwendigen Infrastruktur erst in Bergwerken gewonnen werden.

    Das ist das Jammern der Dinosaurier ;-)

  • J
    jayel

    "...ein Kabel mit der Leistung eines Atommeilers"? Mensch, was die heutige Technik nicht alles kann.

  • C
    Christian

    Ein guter Artikel, leider haben Sie vergessen zu erwähnen, welchen Wirkungsgrad die Speicherung und dann später die Rückverstromung hat.

    Nach einem Vortrag der Firma SolarFuel aus dem letzten Jahr:

    https://intra.saena.de/tycon/file.php?id=1430

    beträgt der Wirkungsgrad 61,6% bei der Umwandlung von Strom in Methan, die Rückverstromung hat in etwa den gleichen Wirkungsgrad, so dass am Ende ein Gesamtwirkungsgrad von ca. 30-40% herauskommt.

    Das bedeutet man würde 60-70% des erzeugten Öko-Stroms durch die Konvertierung "verlieren". Eine Menge Holz.